Montag, 4. Januar 2010

68er Bewegung, Frankfurter Schule und die geplante Krankheit des Pessimismus





Kinsey's Paedophiles
45:24 - 1 year ago
Dr. Judith Reisman documentary.



Mehr über Perverse


Mitte der 60er Jahre setzte ein tiefgreifender Paradigmenwandel in den USA ein: Unter dem Schock der Kubakrise und der Ermordung von Präsident J.F. Kennedy, vor dem Hintergrund des verheerenden Vietnamkriegs und dem mit der Weltwirtschaftsdepression einsetzenden Übergang von einer Produzenten- zu einer Konsumentengesellschaft kam es in den USA zu großen Studentenprotesten. Die Studentenrevolte erfaßte bald ganz Westeuropa und erreichte auch Japan.


Die Anlässe, die Studenten zu Protesten trieben, waren nicht überall dieselben, und die Bedingungen, unter denen sie ihr Aufbegehren zum Ausdruck brachten, unterschieden sich stark voneinander. Es bestand jedoch ein gemeinsames Angriffsziel:


Die Studenten richteten ihre „Kulturrevolution“ (Rudi Dutschke) gegen die bestehenden Gesellschaften, gegen die geistigen Errungenschaften der westlichen Zivilisation, gegen die klassische Kultur und gegen den industriellen und technisch-wissenschaftlichen Fortschritt.


So „spontan“ der „Aufstand der Söhne gegen ihre Väter“ wirken mochte, war er doch Teil eines „Reeducation“ (Umerziehungs)-Projekts. Die Mentoren der 68er Generation – darunter Theodor W. Adorno, Max Horkheimer, Erich Fromm, Herbert Marcuse – hatten dieses Projekt in enger Verbindung mit den geistigen Ziehvätern des „Kongresses für kulturelle Freiheit“ während ihres langen Exils in den USA (1933-1951) ausgearbeitet.







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„Kongresses für kulturelle Freiheit“ (der in der Doku genannte Artur Köstler wurde vermutlich vom Mossad wegen seinem Buch "Der dreizehnte Stamm - Das Reich der Khasaren und sein Erbe" über den wahren Ursprung der sog. "Ost-Juden" - auf die auch die sog. Russenmafia zurück gehen soll - ermordet)


Herbert Marcuse


Einer der wichtigsten Koordinatoren für die Studentenrevolte in den USA und Europa war Herbert Marcuse. 1889 in Berlin geboren, wurde Marcuse nach dem Studium der Literaturgeschichte, Nationalökonomie und Philosophie in Berlin und Freiburg i.B. 1928 zum Assistenten Martin Heideggers ernannt, der damals gerade Edmund Husserls Lehrstuhl übernommen hatte (und 1933 in die NSDAP eintrat). Marcuse war begeistert von Heideggers Sein und Zeit, dem Existentiellen, der Idee des „ins Dasein geworfenen Menschen“.


„Martin Heideggers Philosophie stellt den energischen Versuch dar, die Würde der Philosophie als letztgültiger Richtschnur in Sachen menschlicher Existenz wiederherzustellen“, schrieb Marcuse im Juli 1940 in German Economy, Politics and Culture 1900-33. A Research Project of the Institute of Social Research, Columbia University. „Heidegger berief sich auf Kräfte, die von der offiziellen nationalsozialistischen Philosophie mittlerweile verdammt werden, in denen jedoch einst das Aufbegehren einer unterdrückten Menschheit seinen Ausdruck fand: Pessimismus, Atheismus, Angst und Verzweiflung des Individuums in einer von Knechtschaft und Anarchie geprägten Welt.


Die energische Art und Weise, in der Heidegger die tatsächliche menschliche Existenz zur Grundlage jeglicher Philosophie machte, ließ ihn zu einem der wirklich großen Interpreten der Philosophiegeschichte werden.“ 1942 nahm Marcuse eine Stelle beim Office of War Information (OWI) an und kurze Zeit später in der politischen Abteilung des Office of Strategic Services (OSS) – beides Unterabteilungen des amerikanischen Geheimdienstes CIA. 1954 arbeitete er dann in mehreren Projekten mit dem US-Außenministerium zusammen.




Dabei erstellte er Analysen und Profile über die Deutschen und verfaßte als „ friendly enemy ally“ mehrere Entwürfe für den US-Nachrichtendienst, die präzise Vorschläge für die nach dem Kriege von den Alliierten durchgeführte Umerziehungskampagne enthielten, darunter das Manuskript „The New German Mentality“, das im Juni 1942 entstand, also zu dem Zeitpunkt, als Horkheimer und Adorno im Exil in Santa Monica an ihrem Gemeinschaftswerk Dialektik der Aufklärung arbeiteten. In einem Brief an Horkheimer vom 16. August 1944 schrieb Marcuse: „Was wir hier im OSS/CIA tun können, um eine halbwegs sensible Politik auf den Weg zu bringen, tun wir, und wenigstens einige Dinge scheinen in das Denken und Tun der jeweiligen Verantwortlichen einzudringen.“


In dem Manuskript Neue deutsche Mentalität analysierte Marcuse das Phänomen des Faschismus als ein im eigentlichen Sinne „prototypisches“ deutsches Phänomen.


Es sei ein Amalgam aus Neuheidentum, Antisemitismus, Sozialdarwinismus, Anti- Intellektualismus – Aufstand gegen die christliche Zivilisation -, das im Protestantismus begann. Und es habe seinen Niederschlag gefunden in dem „ faustischen Streben“, wie es in der deutschen Literatur, Philosophie, Musik und Kultur zum Ausdruck komme, in den „Aufständen“ der Befreiungskriege gegen Napoleon usw. In Abschnitt 3 „Die gesellschaftliche Funktion der neuen deutschen Mentalität“ heißt es:


„Der Nationalsozialismus kann als typisch deutsche Form der ,Technokratie‘, d.h. als die nationalspezifische Anpassung der Gesellschaft an die Erfordernisse der Großindustrie begriffen werden. Desillusionierung, zynische Sachlichkeit und die Verschiebung überkommener Tabus bildeten die spezifisch deutschen Züge der technologischen Rationalität.“ Da die Sprache des Nationalsozialismus „streng technisch“ ausgerichtet sei, müsse man eine entsprechende Gegenpropaganda, eine Gegensprache entwickeln. Marcuse versteht darunter:


• 1. die Sprache der Tatsachen;
• 2. die Sprache der Erinnerung;
• 3. die Sprache der Umerziehung.
(Fakt ist das die Nazis durch die gleichen Kreise finanziert und aufgebaut wurden wie die sog. NEUE LINKE und die Frankfurter Schule.)

Im Mittelpunkt der „Sprache der Tatsachen“ müsse das Prinzip der Selbstbestimmung und der „repräsentativen Demokratie“ sowie der Kampf gegen die monopolistische Aneignung von Rohstoffen und Märkten stehen.


Unter „Sprache der Erinnerung“ faßt Marcuse die Rolle der Kunst.


Den Einsatz der klassischen Kultur bei der Umerziehung lehnt er mit dem Argument ab, die „Ausstrahlung klassischer Meisterwerke über den Rundfunk“ dürfte vermutlich wenig bewirken. „Denn diese sprächen für deutsche Ohren nicht die Sprache der Erinnerung. Die neue deutsche Mentalität kann in ihnen keinen Wahrheitswert entdecken...


Die Kunst der Klassiker ist in Nazideutschland jedoch zum Bestandteil der offiziellen ,Kultur‘ gemacht und dabei gezähmt und mit den herrschenden Denk- und Gefühlsmustern ausgesöhnt worden.“ Daher: „Will die Kunst wirksame Waffe im Kampf gegen den Faschismus sein, muß sie kompromißlos, ohne Wenn und Aber, die Wahrheit sagen. Diese schlichte Tatsache bedinge einen grundlegenden Wandel der ,formalen Strukturen‘ der Kunst.“ Das verbiete eine Sprache, welche allzu starker künstlerischer Einbildungskraft Vorschub leiste.


So könne die wahre Geschichte von Hitlers Aufstieg zur Macht am wirksamsten in Form eines billigen Gangstermelodrams mit einer shakespearehaften Handlung voller Betrug, Mord, Verrat und Verführung geschildert werden. (Tatsächlich hat Bertolt Brecht einen solchen Versuch unternommen.)


Sprache der Umerziehung Zur „Sprache der Umerziehung“ erklärt Marcuse, man müsse eine Propaganda gegen „die technologische Rationalität und Effizienz“ entwickeln. In Übereinstimmung mit dieser Politik müsse „jede Umerziehung der deutschen Massen“ gegen die großen Industriekonzerne, die den Kern der Wirtschaftsorganisation des Reiches bilden, sowie gegen die Führungsschichten der Regierungs- und Parteibürokratie gerichtet werden. Die Gegensprache müsse eine Sprache der Tatsachen sein, im Gegensatz zu einer Sprache, die an die „ Moral“ appelliert.


1967 hielt Herbert Marcuse – inzwischen zum Professor an der Berkeley University (California) avanciert – einen Vortrag vor Studenten der Freien Universität (FU) in Berlin.


Er stellte darin die „Ziele, Formen und Aussichten der Studentenopposition“, vor allem in den USA, dar. Derselbe Herbert Marcuse, der in den 40er Jahren für den OSS und ab 1954 für das US-Außenministerium tätig war, übte nun als „ revolutionärer Denker“ einen starken Einfluß nicht nur an den US-Universitäten aus. Auch in Deutschland war er mit seinem Gedankengut von der „Dialektik der Befreiung“ zum Mentor eines Teils der antiautoritären Bewegung geworden.


Die Opposition sei der Reflex der autoritären demokratischen Leistungsgesellschaft „einer eindimensionalen Gesellschaft“, hatte er in seinem 1967 erschienenen Buche Der eindimensionale Mensch analysiert. Im Brennpunkt dieser Analyse steht die „fortgeschrittene Industriegesellschaft, in der der technische Produktions- und Verteilungsapparat..., in der der Produktionsapparat tendiert, totalitär zu werden“.


Im Schlußkapitel läßt Marcuse sein wahres „Denksystem“ erkennen. Dort heißt es:


  • „Ein neuer Lebensstandard, der Befriedung des Daseins angepaßt, setzt auch voraus, daß die künftige Bevölkerung abnimmt... Ist es verständlich, ja vernünftig, daß die industrielle Zivilisation das Hinschlachten von Millionen Menschen im Kriege und die täglichen Opfer all derer als legitim ansieht, denen es an zureichender Pflege und Schutz fehlt, aber ihre moralischen und religiösen Skrupel entdeckt, wenn es sich darum handelt, das Hervorbringen weiteren Lebens in seiner Gesellschaft zu vermeiden? ...


Die Anklage, die Stefan George vor einem halben Jahrhundert aussprach, enthält mehr als dichterische Freiheit:

Schon eure Zahl ist Frevel!


Die Kritische Theorie Als ehemaliger Mitarbeiter des OSS und Mentor der Studentenrevolte hatte Marcuse seine entscheidende geistige Prägung im Institut für Sozialforschung erhalten, das die Frankfurter Schule gründete; dieses Institut war 1924 in Frankfurt unter Mitwirkung von Felix Weil, Max Horkheimer, Karl Gruenberg, Otto Kirchheimer u.a. entstanden.


Das Hauptziel der von der "jüdischen privat finanzierten" Frankfurter Schule (bei der J.Fischer während seiner Taxifahrerzeit in die Lehre gegangen ist ) eingeleiteten „Kulturrevolution“ war die Zerstörung der christlichen Kulturmatrix. Es ging um die Vernichtung genau jenes von Platon, Nikolaus von Kues und Leibniz entwickelten Gottes- und Vernunftbegriffes, aus dem heraus der einzelne die „Autorität“ für sein vernunftgemäßes Handeln ableitet.


An seine Stelle sollte eine materialistisch- pessimistische Auffassung des Menschen treten, die in der Negation universeller Werte den Weg sah, dem „Eros“ und Egoismus als elementarem Lebenstrieb (Marcuse, Eros und Zivilisation) des Menschen Recht zu verschaffen. Auf den Begriff gebracht läßt sich die Kulturoffensive der Frankfurter Schule folgendermaßen zusammenfassen:


  • Die christlich-humanistische Kultur und ihre Kulturwerte Menschenwürde, Gerechtigkeit, die Idee des Guten, Schönen und Wahren werden als „affirmative“ d.h. Positive Werte abgelehnt.


  • Die „Kritische Theorie“ als Methode der Erkenntnis, wie sie Horkheimer und Adorno propagierten, besteht in der bewußten Desillusionierung und Zerstörung von Idealen. „Negative Dialektik“, so Adorno, „ist das konsequent gelebte Bewußtsein von Nichtidentität.“ Vom Begriff der Nichtidentität ausgehend, kommt die „Kritische Theorie“ dann genau zu der Schlußfolgerung Max Horkheimers, der in seiner Kritik der instrumentellen Vernunft erklärte: „Die Feststellung, daß Gerechtigkeit und Freiheit an sich besser sind als Ungerechtigkeit und Unterdrückung ist wissenschaftlich nicht verifizierbar und nutzlos. An sich klingt sie mittlerweile gerade so sinnlos wie die Feststellung, rot sei schöner als blau oder ein Ei besser als Milch.“


  • Der wissenschaftliche und technologische Fortschritt wird abgelehnt.


Radikaler Pessimismus



Auf der Kritik am Idealismus aufbauend bringt Adorno die existentialistisch anmutende Methode seiner negativen Dialektik in seiner Antrittsvorlesung 1931 „Über die Aktualität der Philosophie“ zum Ausdruck. Er ist der Auffassung, daß philosophisches Deuten letztlich nur Beschreiben eines Ist-Zustandes ist:



  • Die Philosophie trifft „nicht einen hinter den Fragen bereitliegenden und beharrenden Sinn, es geht ihr nicht um das Auffinden von Vernunftprinzipien, sondern um das Ordnen gedanklicher Bruchstücke“: Philosophische Deutung muß also in der diesseitigen Welt der Erscheinungen konstruiert werden, und zwar nicht aus unveränderlichen Ideen, sondern aus flüchtigen, bedeutungs- und intentionslosen, der Geschichte und Vergänglichkeit verfallenden „Rätselfiguren des Seienden“.


In der Dialektik der Aufklärung, die 1942 von Horkheimer und Adorno gemeinsam geschrieben wurde, weisen beide darauf hin, daß jeder Fortschritt des Menschen eine Regression bedeutet, eine „Abkehr vom Animismus“. Dabei richtete sich ihr Hauptangriff (wie auch bei Herbert Marcuse) gegen die sogenannte Überproduktion und Überbevölkerung. Dieses Gemeinschaftswerk zeichnet sich in Anlehnung an Nietzsches Kultur- und Wissenschaftskritik durch einen „radikalen Pessimismus“ aus. Es gründet in der These, daß es in der Geschichte keine Theodizee gebe, sondern daß jede Entwicklung der Menschheit in totalitärer Irrationalität münde.


Die Ursache hierfür sehen Horkheimer und Adorno in einer Erkrankung der Vernunft seit den frühesten Anfängen der Menschheitsgeschichte bis heute. Es gebe kein „prometheisches“ Denken in der Geschichte der menschlichen Zivilisation; Geschichte wird vielmehr als zyklischer“ Kreislauf betrachtet, bei dem auf jeden durch Aufklärung des Menschen erzeugten Fortschritt zugleich ein Rückschritt, eine „Selbstzertrümmerung der Aufklärung“, folge. „Während alle früheren Veränderungen, vom Präanimismus zur Magie, vom matriarchalischen zur patriarchalischen Kultur, vom Polytheismus der Sklavenhalter zur katholischen Hierarchie, neue, wenn auch aufgeklärte Mythologien an die Stelle der älteren setzten, den Gott der Heerscharen an die Stelle der großen Mutter, die Verehrung des Lammes an die Stelle des Totems, zerging vor dem Licht der aufgeklärten Vernunft jede Hingabe als mythologisch, die sich für objektiv, in der Sache begründet hielt“, heißt es in der Dialektik der Aufklärung. Der einzige Ausweg aus diesem Dilemma sei die radikale Selbstreflexion der Vernunft, ein Ablassen des Versuchs, die Natur zu unterwerfen (d.h. Sich die Erde untertan zu machen).


Ein Schlagwort der Studentenrevolte war der Begriff des Antiautoritären. Erich Fromm erklärte damals in diversen Studien, daß eine am Über-Ich ausgerichtete, patriarchalische Gesellschaft, die ihre Legitimation aus dem christlichen Logos ableite, die Triebstruktur des Es unterdrücke.


1949/50 erschien in New York das fünfbändige Kollektivwerk Studies in Prejudice. Es enthielt den Beitrag, den Adorno für den Band Die autoritäre Persönlichkeit geschrieben hatte. Mit Hilfe entsprechender Interviewfragen wurden hier die Ergebnisse einer Studie präsentiert, welche die Disposition und Charakterstruktur des „autoritär faschistoiden Denkens“ „meßbar“ machen wollte.


Als typisch psychische Disposition für die autoritäre, faschistoide Denkweise wurden dabei die Eigenschaften eines an Familie, Beruf und Werten orientierten Menschen gewertet.


Die „Neue Musik“ Adorno, der sich in seinen späten Lebensjahren äußerst kritisch mit dem Werk Ludwig van Beethovens auseinandersetzte, war als Musikkritiker und – forscher einer der entscheidenden Wegbereiter der „Neuen Musik“.


Während er Igor Strawinsky und Paul Hindemith als führende Repräsentanten des Neoklassizismus angriff und ihnen vorwarf, daß sie auf „musikalische Modelle, auf Bach, Händel, Pergolesi, Scarlatti u.a., zurückgreifen würden“, setzte er sich um so mehr für den Begründer der freien Atonalität, den Erfinder der Zwölftontechnik, Arnold Schönberg ein. Er hatte bei diesem in Wien studiert und sah in dessen Musik „vollendete Rationalität – eine geschichtliche Stufe, auf der das Bewußtsein das Naturmaterial in Gewalt nimmt, seinen dumpfen Zwang tilgt, ordnend benennt und erhellt ganz und gar“.


Derselbe Adorno, der sich dem „ästhetischen Reiz“ der Musik Richard Wagners nicht verschließen konnte, leistete mit seiner musikalischen Arbeit Vorschub für die programmierte Hollywoodmusik (für die Masse derer, die mit Schönberg nichts anfangen können). So wirkte er als Mitarbeiter des New Yorker Radio Research Project 1937 bei der Erstellung synthetischer Kulturen auf Massenbasis mit. Das mit Geldern der Rockefeller-Stiftung unterstützte Radio Research Project stand ab 1937 unter der Leitung von Paul Lazerfeld und untersuchte die Auswirkung banaler Musik, insbesondere serieller Seifenopern, auf die individuellen Hörgewohnheiten. Seine Erkenntnisse legte Adorno in verschiedenen Aufsätzen u.a. in Popular Music nieder.


  • „Der abhängige Hörer“, so schrieb er, werde durch einen ganz besonderen Schlagertypus geschaffen. Hier handele es sich um eine Musik, die mittels Standardisierung, Wiederholung, Pseudoindividualisierung und musikalischer Effekte einen musikalisch abhängigen Hörertyp schaffe, wie z.B. den von Adorno untersuchten „rhythmisch gehorsamen Typ“ (Repression und Massenbewußtsein seien zwei typische Merkmale des rhythmisch gehorsamen Typs) und den „emotionellen Typ“. Beide Typen werden aufgrund des Musikschemas dazu gebracht, ihrem Lebensgefühl der totalen Desillusionierung (er nennt als Beispiel die vom Märchenprinzen träumende Friseuse oder Verkäuferin) und der Frustration immer neuen Ausdruck zu verleihen.


Die meisten Schlagerhits, so befand Adorno, beruhten auf dem Kindchenschema, d.h. Der Verwendung von Kinderliedern, dem „Baby talk“ wie „cry baby cry“, „Goody Goody“. Die Hauptmerkmale einer banalen Musik erinnerten an ein kleines Kind, das mittels Wiederholung eines Musikmotivs immer wieder stammelnd erklärt, „ich will glücklich sein – I want to be happy“: „Erwachsene wie Babies behandeln, heißt, man verschafft ihnen Erleichterung von ihrer Verantwortung.“ Genauso wurde und wird es gemacht. - Im Herbst 1968 ebbte die Studentenrevolte ab. Was nun folgte, war die Zeit der RAF-Anschläge, die Feministinnen- und Ökologiebewegung sowie die Zeit der „alternativen“ Modelle. Der „Marsch durch die Institutionen“ endete damit, daß die einstigen Kulturrevolutionäre von 1968, die Marcuse als Befreier bejubelt hatten, heute an der Macht sind.


Artikel 17: Zeit-Fragen Nr. 50 vom 9. 12. 2002


Die Folgen jahrzehntelanger Wertezersetzung für Familie und Bonum commune


von dipl. Psych. Sonja van Biezen und Dr. phil. Elisabeth Nussbaumer


In allen Kulturen der Welt sind Ehe und Familie – oft auch Grossfamilie – der Ort, an dem die nachwachsende Generation geschützt heranwachsen kann und in die Kultur eingeführt wird. In der Familie aufzuwachsen bedeutet aber viel mehr:



  • Zusammen zu erleben, dass Schwierigkeiten gemeinsam zu meistern sind und dadurch tiefgreifende Erlebnisse im menschlichen Zusammenleben zu machen.


Die Familie ist die Keimzelle einer auf Freiheit, Gerechtigkeit, Verantwortung und gegenseitiger Mitmenschlichkeit beruhenden Gesellschaft. Sie bietet dem Säugling, Kleinkind und Heranwachsenden den Ort, an dem er sich in Geborgenheit, Sicherheit und unter fürsorgender Anleitung von Vater und Mutter, gemeinsam mit den Geschwistern, Mitmensch und innerlich gefestigte Persönlichkeit werden kann.


Im Schosse der Familie entwickelt das Kind seine erste Bindung zum anderen Menschen. Soziale Bindung an emotional präsente Erwachsene ist die Grundlage für eine gesunde seelische Entwicklung. Diese erste Beziehung bedeutet für den weiteren Verlauf des Lebens die Bindung an die menschliche Gemeinschaft. Ist diese Bindung von einer grundsätzlich bejahenden Grundstimmung, von Verlässlichkeit und Dauerhaftigkeit geprägt, wird das Kind später als gefestigter, verlässlicher und mutiger Mitmensch im Leben stehen. Als Eltern haben Vater und Mutter die schöne und anspruchsvolle Aufgabe, ihre Kinder durch Vorbild und gleichwertige, liebevolle Gestaltung des ehelichen und familiären Zusammenlebens an ihre spätere Aufgabe als Frau und Mann und als verantwortungsbewusste Bürger heranzuführen. Neben der Pflicht, die Familienmitglieder mit den notwendigsten Gütern zu versorgen, obliegt der Lebensgemeinschaft der Familie die vornehme Aufgabe, den Durst ihrer Mitglieder nach geistigem Austausch, nach Bildung, Geselligkeit und Gastfreundschaft, nach den vielfältigen Facetten menschlichen Zusammenlebens zu stillen.


Der Naturrechtsphilosoph Johannes Messner schreibt folgendes: „Familienkultur drückt sich äusserlich aus in den Formen des Umgangs der Familienmitglieder miteinander, in ihrer gegenseitigen Hilfsbereitschaft im täglichen Leben, in der Selbstlosigkeit ihrer Liebe zueinander, überhaupt in all dem, was man als „ die Kinderstube“ bezeichnet, die den Menschen unverlierbar durch das Leben begleitet.“01 Eine starke Stütze findet die Familienkultur in der Orientierung an den der menschlichen Natur innewohnenden ethischen Werten, die in Sitte und Brauchtum zum Ausdruck kommen. Eine gefestigte Familienkultur bildet den Kern für die Gestaltung des Zusammenlebens einer grösseren Gemeinschaft, einer Gemeinde, eines Staates in Freiheit und Würde.


Als gesetzlich verankerter Grundpfeiler des gemeinschaftlichen Zusammenlebens geniessen Familie und Ehe entsprechend ihrer Bedeutung besonderen Schutz. In der Familie werden die Errungenschaften unserer freien demokratischen Gesellschaft sowie ihre bewährten Traditionen an die neue Generation weitergegeben. Darüber hinaus hat der Halt in der Familie unzähligen Menschen über Jahrhunderte hinweg über schwere Schicksalsschläge sowie Entwurzelung durch Kriege und andere gesellschaftliche Missstände hinweggeholfen.


Seit einigen Jahrzehnten sind nun die Familie und ihre Träger Angriffsziel für radikale gesellschaftliche Veränderungen geworden. Um das Ausmass der Zersetzung der traditionellen Familie und die Auswirkung auf das Gefühlsleben von Frauen, Männern und Kindern zu verstehen, muss die Geschichte der letzten Jahrzehnte beleuchtet werden.


Krieg und seine Folgen


Durch die Zäsur der beiden Weltkriege wurden familiäre Bande für Generationen schwersten Zerreissproben ausgesetzt. Ein normales, gar ruhiges Familienleben war für unzählige Menschen während vieler Jahre unmöglich geworden.


Kriegsdienst und Gefangenschaft der Männer sowie Vergewaltigung, Verschleppung oder Evakuierung von Frauen und Kindern und die Flucht vor dem Feind oder Sieger verstreute unzählige Familien über das ganze Land und über die Landesgrenzen hinaus. (Nebenbei sei bemerkt, dass diese Tatsache auch für die heute geführten Kriege gilt.) Beim Zusammenbruch aller Orientierungsmöglichkeiten während des Krieges und nach Kriegsende blieb aber die Familie der rettende Anker und Kern der sozialen Beziehungen. Bei Kriegsende wirkte die Familie wie ein Magnet. Viele Menschen suchten nach ihren Familienangehörigen voller Erwartungen und Hoffnungen auf Geborgenheit, Liebe und ein Stück Normalität.


Es vergingen jedoch manchmal Jahre, bis die einzelnen Familienmitglieder von einander Nachricht erhielten. 1956 kamen die letzten deutschen Soldaten aus russischer Kriegsgefangenschaft zurück. „Der angegriffene Gesundheitszustand der Männer wurde zu einer Belastung für die ganze Familie. Bis sie überhaupt wieder zu körperlichen Kräften kamen, mussten sie monatelang gepflegt werden.“ 02 „Dauerte die Genesung sehr lange, hatten die Männer oft seelische Probleme.


Die Erniedrigungen und Strapazen der Gefangenschaft, der Verlust des Selbstbewusstseins durch den verlorenen Krieg und die lange Krankheit, verbunden mit körperlicher Schwäche“03 hinterliessen ihre seelischen Spuren.


Die Frauen hatten sich verändert. Sie waren selbständiger und aktiver geworden. Die Männer mussten erkennen, dass die Frauen einen grossen Teil des Chaos der End- und Nachkriegszeit bewältigt hatten. Auch „die Kinder hatten während der Abwesenheit der Väter Verhaltensweisen erlernen müssen, die eher in Richtung Eigenständigkeit, Kooperation und Verantwortung gingen.“04 Schöner und besser ist es immer, wenn sich das Kind am Vorbild und mit Unterstützung und Anleitung des Vaters zu einem selbstbewussten und eigenständig denkenden Mitbürger entwickeln kann. Leider war der Familienalltag im Deutschland der Nachkriegszeit, wie ihn Sibylle Meyer und Eva Schulze in ihrem Buch „Von Liebe sprach damals keiner“ schildern, sehr häufig von der Abwesenheit der Ehemänner und Väter geprägt. Alle Beteiligten litten und leiden Jahre unter den Kriegsfolgen und Trennungsproblemen.


Unser Anliegen ist es, aufzuzeigen, dass durch jeden Krieg seelische Verletzungen bei allen Beteiligten entstehen, die die Menschen über ein bis zwei Generationen hinweg in ihren zwischenmenschlichen Beziehungen begleiten.


Abwertung von Männlichkeit und väterlicher Autorität


Noch vor Eintritt der USA in den Zweiten Weltkrieg wurde die Frage aufgeworfen, was mit den Deutschen geschehen sollte. In einem anthropologisch und psychologisch unhaltbaren Kurzschluss wurden die Kriegsverbrechen Adolf Hitlers und der Nationalsozialisten allen deutschen Menschen angelastet. Die Deutschen seien eine Fehlentwicklung der Evolution, wurde behauptet. In gleicher rassistischer Verblendung, wie sie die Nazis gegenüber den Juden auslebten, wurde nun vertreten, alle Deutschen seien Herrenmenschen, Mörder aus Grausamkeit. Es gab in den USA den von einem Amateurhistoriker 1940 verfassten Kaufmann-Plan, der die Umerziehung, später dann die Sterilisierung des deutschen Volkes verlangte,05 und den Morgenthau-Plan, der die Aufteilung Deutschlands in mehrere Staaten und den Abbau der gesamten Großindustrie plante.


Nicht zuletzt aus wirtschaftlichen Überlegungen06 wurde der Morgenthau-Plan fallengelassen. Da der Ost-West-Konflikt bereits seine Schatten vorauswarf, überlegten sich die Alliierten rechtzeitig, dass die deutsche Industrie noch gebraucht werden würde. Also wurde auf die Taktik der Umerziehung zurückgegriffen.




Noch während des Krieges begannen amerikanische Offiziere der „Abteilung für psychologische Kriegsführung“ mit den Vorbereitungen zur „Umerziehung der Köpfe“ . Amerikanische Sozialwissenschafter und Psychologen übernahmen die Arbeit. „ Die ganze Operation [Umerziehung der Deutschen, d. Verf.] sollte in der Anfangsphase von Kennern der deutschen Verhältnisse kontrolliert und überwacht werden. Darunter waren schon wegen ihrer guten Kenntnis der deutschen Sprache und der Verhältnisse des Landes viele ehemalige deutsche Emigranten. Ein prominentes Beispiel ist Herbert Marcuse, der einstige Mitbegründer des Frankfurter Instituts für Sozialforschung besser bekannt als Frankfurter Schule.


„07 So bot sich für Marcuse08 und seine Genossen Gelegenheit, die Umerziehung der Deutschen in den Dienst der marxistischen Ideologie zu stellen: Wie die Geschichte seit Marx und Engels zeigt, wurden stets alle Gelegenheiten für den marxistischen Angriff auf Gesellschaft und Kultur genutzt. Mit der Rückkehr der Vertreter der Frankfurter Schule nach Deutschland konnte dann die „ Charakterwäsche“ unter der Fahne des Antifaschismus ungehindert und noch intensiver vollzogen werden. Herbert Marcuse, Max Horkheimer,09 Theodor W. Adorno10 und ihre Schüler leisteten wirkungsvolle und nachhaltige Arbeit:


  • An Stelle jeglichen Zusammengehörigkeitsgefühls, jeder Selbstachtung der deutschen Menschen sollte kollektive Scham treten und Generationen überdauern. Reale Geschichte sollte nicht einfach im Sinne von Völkerrecht und Gerechtigkeit aufgearbeitet werden, sondern die kollektive Erinnerung wurde derart manipuliert, dass das deutsche Volk für sich selbst, seine Sprache, seine Kultur und Sitten nur noch Abscheu und Verachtung empfinden musste.


Dabei gingen die „Umerzieher“ von der These aus, die typisch deutsche Charakterstruktur sei autoritär und damit dem Faschismus gefährlich nahe. Der deutsche Vater herrsche autoritär. Neben seiner Frau müsse sich ihm auch das Kind bedingungslos unterwerfen. Daraus resultiere insgesamt die Aggressivität und Grausamkeit des deutschen Erwachsenen. Jedes Kind müsse die Grundwerte der deutschen Familie, nämlich Disziplin, Ordnung, Sauberkeit und Männlichkeit, verinnerlichen.11 Diese Sichtweise entspricht weder der Natur des Menschen noch dem deutschen Menschen. Sie ist Resultat der Gesinnung und Taktik ihrer Schöpfer Marcuse, Adorno und Horkheimer, die das Autoritäre überall suchten und auch fanden – nur nicht in ihrer eigenen totalitären freudo-marxistischen Theorie.


Die Zahl der von der Frankfurter Schule und ihren Schülern ausgebildeten oder beeinflussten Hochschullehrer, Lehrer und Journalisten aller Medien, die Anzahl ihrer Veröffentlichungen und Vorträge war gross und ihr Einfluss so weitreichend, dass man, mit Gramscis Worten, von einer kulturellen Hegemonie sprechen muss. Ihre Auswirkung dauert bis heute an,12 denn nach dem Ende des kalten Krieges und dem Beginn der Entspannungspolitik begann mit der 1967 einsetzenden Studentenbewegung die weitere Verbreitung der Ideologie der Frankfurter Schule. Diese beinhaltet eine zweite, noch nachhaltiger wirksame Welle der Umerziehung, getragen von dem „ethischen Rigorismus der 68er“.13



Es wurde ein Gesinnungskartell geschaffen, jeder Widerstand als faschistisch oder antikommunistisch abgeurteilt. Gegen den Mann als Familienvater wurden Attacken geritten, die kulturell tradierten und bewährten Werte der Familie als Keimzelle eines demokratischen Staates der Lächerlichkeit preisgegeben und als faschistoid verunglimpft. Auf diese Weise wurde die gesunde, normale Familie verleumdet, abgewertet, zersetzt. Indem dem Kind ein Heranwachsen in der Geborgenheit einer intakten und ihrer Bedeutung bewußten Familie genommen wurde, hat man es von seinen lebenswichtigen Bindungen und von seinen geschichtlichen Wurzeln abgeschnitten. So wurde das satanische Ziel der Umwertung aller Werte in weiten Bevölkerungskreisen erreicht. Die Familie, bestehend aus Mutter, Vater, Großeltern und Kindern war der Auflösung preisgegeben. Eine neue Form von Familie wurde geschaffen: Eine Art Kommune mit Kindern, in welcher jeder seiner Selbstverwirklichung nachgeht. Die Familie mit berufstätiger Mutter wurde zur weit verbreiteten Lebensform. Der auf der marxistischen Theorie begründete Radikalfeminismus hatte den Frauen aller Gesellschaftsschichten und aus allen Teilen der Welt den Irrtum eingeflößt, als Ehefrau und Mutter dem Manne gegenüber benachteiligt zu sein. Dieser vermeintlichen Ausbeutung meinte die in solcher Weise irregeführte Frau durch Selbstverwirklichung in einer beruflichen Karriere begegnen zu müssen.


Der radikalfeministische Kampf gegen den Mann


Wenn wir den Radikalfeminismus und seine Auswirkungen auf das Seelenleben von Frau und Mann diskutieren, meinen wir selbstverständlich nicht die bürgerliche Frauenbewegung und ihre berechtigen Ziele. Sie setzte sich zu Recht für frauenspezifische Anliegen wie echte Gleichwertigkeit von Frau und Mann, Ausbau des Arbeiterinnen- und Mutterschutzes, die Besserstellung der unehelichen Kinder, gleiche Ausbildungs- und Berufsmöglichkeiten, das kirchliche und politische Frauenstimmrecht usw. ein. Die erwähnten Forderungen und die Anliegen der Frauenbewegung sind aus der geschichtlichen und gesellschaftlichen Situation Anfang des 20. Jahrhunderts heraus entstanden, waren berechtigt und erforderten eine Lösung. Zahlreiche Errungenschaften, die sich auf das Zusammenleben von Mann und Frau positiv ausgewirkt haben, sind dem Einsatz und dem Engagement vieler Frauen und Männer jener Zeit zu verdanken. Ziel war damals nicht der Kampf gegen den Mann.


Erst in den letzten Jahrzehnten floss eine neue, in ihrem Grundgehalt andere Auffassung der Frauenrolle ein: Die Frau soll im Machtkampf gegen den Mann die Oberhand gewinnen und behalten. Anstatt den Frauen in ihrem Anliegen zu helfen, sich gefühlsmässig mit dem Mann gleichwertig zu fühlen und zu einem harmonischen Zusammenleben von Mann und Frau beizutragen, instrumentalisieren die Radikalfeministinnen die unterschiedlichsten Gefühle, die Frauen Männern gegenüber haben können, für ihren Kampf. Den Frauen wurde eingeredet, dass die Gleichwertigkeit der Geschlechter nur zu erreichen sei, indem sich die Frau gegen den Mann stellt. Der Mann wurde zum Feind erklärt. So sieht man heute Frauen, die sich ausgesprochen stark vom traditionellen Frauenbild distanzieren und im Kampf gegen den Mann leben.


Eine andere Form der Abgrenzung vom männlichen Geschlecht zeigt sich in einer überbetonten Weiblichkeit, die oft mit einer bewusst gewählten Lebensform ohne Mann einhergeht. Das „Coming out“ lesbischer Frauen wird propagiert, und Forderungen nach der Legalisierung der gleichgeschlechtlichen Ehe sind Ausdruck davon und kamen bereits in einigen Ländern der Welt zur Verwirklichung. Diese vermeintliche Befreiung der Frau ist die Hauptstossrichtung für eine radikale Veränderung des Verhältnisses der Geschlechter geworden. Die Radikalfeministinnen gehen aber noch weiter. Dazu schreibt Maria Mies: „Jede Person ist früher oder später gezwungen, Partei zu ergreifen. Und Partei ergreifen heisst, dass etwas in uns selbst zerrissen wird, dass das, was wir für unsere Identität hielten, sich zersetzt und neu geschaffen werden muss.


Dies ist ein schmerzhafter Prozess. Die meisten Männer und Frauen versuchen, ihn zu vermeiden, weil sie Angst haben, dass die letzte Insel des Friedens und der Harmonie in der kalten, brutalen Welt des Geldes, der Machtspiele und der Habgier zerstört wird.“14 Wie recht sie hatte mit ihrer menschenverachtenden Äusserung!


Wenn wir die psychischen und physischen Folgen des Zweiten Weltkriegs auf die Hinterbliebenen und deren Söhne und Töchter in Betracht ziehen, ist es offensichtlich, dass der Kampf der Radikalfeministinnen gegen den Mann eine weitere seelische Verunsicherung von Frauen und Männern zur Folge hat. Zum Verlust von Identität und Selbstwertgefühl kommt die eigenaktive Ablehnung der traditionellen Mutter- und Vaterrolle durch Frau und Mann hinzu. Um den ideologisch motivierten gesellschaftlichen Veränderungen zu entsprechen, konnten sie sich mit ihrer Aufgabe als Vater und Mutter nicht mehr identifizieren und sie auch nicht mehr ausfüllen.








Folgen für die Familie und das Gemeinwohl


Die ständige negative Bewertung der Frauen- und Mutterrolle bewirkt eine starke Verunsicherung vieler Frauen bezüglich des Stellenwerts von Partnerschaft und Kindererziehung. Die gefühlsmässige Verunsicherung kann dazu führen, dass eine Mutter sich ihren Kindern nicht mehr wirklich zuwenden kann. Sie beginnt sich innerlich von ihrer Aufgabe zu distanzieren. Aus dieser inneren Abkehr von der Frauen- und Mutterrolle resultiert eine folgenschwere Störung des familiären Klimas. Dem Kind wird eine echte Sicherheit und das volle Engagement seiner Mutter fehlen.


Die marxistische Gleichsetzung von väterlicher Autorität und männlicher Verantwortung mit autoritärer Machtausübung über Frau und Kind hinterlässt tiefe Spuren der Verunsicherung und Desorientierung. Durch die zusätzlichen radikalfeministischen Attacken wird der Mann von der Wahrnehmung seiner Erziehungsaufgabe abgedrängt. Solch jahrelange Verunglimpfung väterlicher Autorität und ein häufig erbarmungsloses Eingespanntsein ins Berufsleben treibt viele Familienväter in die innere Emigration. Der Mann entzieht sich seiner Aufgabe als Ehemann und Vater. Sein Gefühlsleben und seine Energie werden einerseits vom harten Überlebenskampf in der globalisierten Wirtschaftswelt in Anspruch genommen, andererseits wird er aus ideologischen Gründen in der Entfaltung seines männlichen Wesens zurückgebunden.


Was fehlt, wenn der Mann seinen Platz als Familienoberhaupt und Vater nicht ausfüllt? Es ist nicht die sogenannt starke Hand, sondern die Erfahrung der männlichen Fähigkeit und das Bedürfnis des Mannes, andere zu beschützen, Sicherheit und Orientierung zu geben. Zweifellos spielt auch die grössere physische Kraft für die Persönlichkeitsbildung des Knaben eine wichtige Rolle.


Der Vater mit seiner Fähigkeit, körperlich anspruchsvollere Aufgaben zum Wohl der Familie und der Mitmenschen zu lösen, ist für den heranwachsenden Jungen wichtiges Vorbild. „Das Fehlen des Vaters ist also durch den Ausfall einer Identifizierungsmöglichkeit oft schwerwiegend, weil dadurch ein wesentliches Stück Lebenswirklichkeit nicht gelernt wird, nämlich die Realität Mann. An dieser Realität orientiert sich normalerweise das Mädchen durch seine weibliche Unterschiedenheit, der Junge durch seine Gleichheit.“15


Zusammenfassung


Die traditionelle Familie mit den Vorzügen, wie sie eingangs beschrieben wurden, ist durch den freudo-marxistischen Angriff auf unsere bewährten kulturellen Werte einem gefährlichen Zersetzungsprozess ausgesetzt. Glücklicherweise gibt es immer noch viele Familien, die sich ihre Familienkultur nicht nehmen lassen wollen. Allerdings haben es diese nicht so leicht, in einem vom Zeitgeist durchtränkten Umfeld standzuhalten und ihren Kindern eine gesunde Lebensorientierung auf den Weg mitzugeben. Gerade in diesem von freudo- marxistischer und radikalfeministischer Ideologie durchtränkten Klima wachsen viele Kinder in einem emotionalen Vakuum auf. Die dadurch entstehende Leere wird von den Medien ausgefüllt. Die überlebenswichtige Bindung des Kindes an seine Bezugspersonen wird unterbunden. An Stelle menschlicher Bindung tritt Elektronik: Das Kind wird mittels Television und Video in eine künstliche, unwirkliche Welt eingeführt, zu der die Eltern nur schwer Zugang haben.


Gleichzeitig fühlen sich Frauen und Männer im Sog der Anpassung an die gesellschaftliche Entwicklung gezwungen, sich in den ausserhäuslichen Arbeitsprozess einbinden zu lassen. Als Folge davon kommen zu den neuen elektronischen „Erziehern“ staatlich finanzierte Tagesstätten für Kinder hinzu.


Unter dem Deckmantel sogenannt staatlicher Familienförderungsprogramme wird das Kind dem Einfluss der Eltern noch weiter entzogen. Die Folgen einer solchen Kollektiverziehung sind zur Genüge aus den Erfahrungen der sozialistischen Länder bekannt. Es stellt sich die Frage, ob wir wider besseren Wissens unseren Nachkommen die schwerwiegenden negativen Folgen kollektivistischer Erziehung auch noch antun müssen.


Martin Massow schreibt in seinem lesenswerten Buch „Nach dem Feminismus“: „Die Kollektiverziehung gleichaltriger Säuglinge und Kleinkinder führte aber auch in der DDR bald zu dem in der Kinderheilkunde seit hundert Jahren bekannten Ergebnis, dass Säuglinge und Kleinstkinder in der Massenpflege nur mit erheblichem Risiko aufgezogen werden können. Diese Fehlentwicklungen zeigen auch im ‚goldenen Westen‘ vernachlässigte Kinder, die durch die Elternemanzipation aus dem Familienverband entlassen wurden. Die wachsenden Zahlen von Halbwaisen und Scheidungskindern, die sich selbst überlassen sind, kommen nicht von ungefähr, denn die Zerschlagung der Familienstrukturen ist feministisches Programm. [...]



Die Leidtragenden sind die entelterten Nachkommen. Die Konsequenzen aus einer vernachlässigten Kindheit bekämen laut Prof. K. Hurrelmann, Universität Bielefeld, nicht nur die Kinder, sondern die ganze Gesellschaft zu spüren. [...] Da immer mehr Mütter berufstätig seien und es kaum Alternativen gäbe, sei oft das Recht der Kinder auf angemessene Betreuung nicht gewährleistet. Besorgniserregend sei die Zunahme psychosomatischer Leiden bei den Zwölf- bis Siebzehnjährigen.“16 Die Kinder werden heimatlos, bindungslos. Anstatt ihre menschlichen Fähigkeiten entfalten und für Familie und Gemeinwohl einsetzen zu können, werden sie indifferente Konsumenten oder schlimmer: instrumentalisierbare Manipuliermasse für die Machtinteressen der Wirtschaft oder willfährige Soldaten, die jeden Krieg mitmachen.




02 Meyer, S. /Schulze, E. Von Liebe sprach damals keiner. München 1985, S. 129
03 ebd., S. 145
04 ebd., S. 145
05 Kaufman, Theodore M., „Germany must Perish!“ (Deutschland muss vernichtet werden!) New York 1941.
06 Die Luftangriffe der Alliierten hatten im Krieg fast alle Anlagen der chemischen Industrie verschont, an denen schon vor dem Krieg eine amerikanische Beteiligung bestanden hatte. Vgl. Röhl, Rainer, Verbotene Trauer. Ende der deutschen Tabus. München 2002, S. 16
07 ebd., S. 56
08 ab 1942 Sektionschef im US-Aussenministerium und in der Spionageabwehr, vgl. ebd., S. 60
09 1934-1949 Columbia-Universität, New York, ebd., S. 60
10 war während des Krieges ebenfalls in die USA emigriert, ebd., S. 60
11 ebd., S. 62f.
12 vgl. ebd., S. 68
13 ebd., S. 70
14 Mies, Maria, Patriarchat und Kapital. Zürich 1986, S. 13
15 Bang, Ruth, Autorität. Gewissensbildung, Toleranz. München 1967, S. 57f.
16 Massow, Martin. Nach dem Feminismus. Düsseldorf 1991 S. 153f.





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Der psychologische Strategieplan der CIA für die Deutschen (in der Doku werden zwar Rosinenbomber genannt, die Brandbomber zur Vernichtung deutscher Stadte und zur Traumatisierung der Überlebenden werden verschwiegen und das obwohl die Traumatisierung die geplante Vorbereitung der Gehirnwäsche, der Umerziehung, der Re-Education war. Hintergründe: Über Traumatisierung zur Vorbereitung der Gehirnwäsche.)





Artikel 17: Zeit-Fragen Nr.50 vom 9. 12. 2002, letzte Änderung am 9. 12. 2002


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Theorie der Gesellschaft
Arslan Boyaci


Adornos Faschismusanalyse: „Studien zum autoritären Charakter“
1 Einleitung
2 Darstellung des Problems
3 Die Arbeitsmethode
3.1 Die Fragebogenmethode
3.2 Die klinischen Tests
3.2.1 Das Interview und der klinisch-genetische Aspekt
3.2.2 Der Thematic Apperception Test
4 Die F-Skala
4.1 Die Variablen der F-Skala
5 Das neue Interviewmaterial
6 Die Typologie
6.1 Die Syndrome der Vorurteilsvollen
6.2 Die Syndrome der Vorurteilsfreien
7 Schluss und Elemente einer Kritik an die „Studien zum autoritären Charakter“
Literaturliste




1 Einleitung
Kaum ein Thema hat die deutsche Nachkriegsgesellschaft so zum „Stein des Anstoßes“ geführt wie der Nationalsozialismus. Den Faschismus begreifbar machen, seine Entstehungsursachen zu ergründen war das vorrangige Ziel vieler Theoretiker und Historiker, das die Intellektuellen in verschiedene Lager spaltete. Zu erinnern ist vor allem an den in den 80er Jahren ausgebrochenen Historikerstreit, der u.a. auf Ernst Noltes Buch „Der Faschismus in seiner Epoche“, das in den 60ern erstmals erschien, zurückzuführen ist. Adornos „ Studien zum autoritären Charakter“ nimmt als Faschismusanalyse eine besondere und herausragende Stellung ein, nicht nur weil sie als eine im Krieg begonnene Untersuchung eine der ersten Untersuchungen überhaupt ist, sondern auch, weil sie sich von einer marxistischen Analyse gelöst hat, die davon ausgeht, dass der Faschismus eine Herrschaftsform des kapitalistischen Systems sei, die Notwendig ist, um den Kapitalismus zu überwinden.


Stattdessen fragt die Studie nach den Bedingungen für die Empfänglichkeit von faschistischer Propaganda. D.h. , es wurde nach den Ursachen des Vorurteils gefragt. Das Vorurteil wurde als persönlichkeitsbedingt verstanden, das in der Charakterstruktur angelegt ist.
In meiner Arbeit wird es daher darum gehen, zu schauen, was für ein Deutungsmuster Adorno gibt.


Im zweiten Kapitel meiner Arbeit geht es mir um die Darstellung des Problems und terminologische Erläuterungen, um anschließend im dritten Kapitel auf die Arbeitsmethode und die methodologischen Instrumentarien einzugehen. Die Fragebogenmethode, das Interview und der klinisch-genetische Aspekt sowie der „ Thematic Apperception Test“ sollen dort beschrieben werden.




Die Konstruktion
der F-Skala und ihre Variablen werden im vierten Kapitel beschrieben. Das fünfte Kapitel meiner Arbeit soll das neue Interviewmaterial darstellen. Was versteht die Studie unter einer Typologie und was unter Syndrome? Diesen Fragen wird im sechsten Kapitel nachgegangen, während im Schlussteil einige Überlegungen für eine Kritik gemacht werden sollen „Die Untersuchung, über die hier berichtet wird, waren an der Hypothese orientiert, dass die politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Überzeugungen eines Individuums häufig ein umfassendes und kohärentes, gleichsam durch eine ‚Mentalität‘ oder einen ‚Geist‘ zusammengehaltenes Denkmuster bilden, und dass dieses Denkmuster Ausdruck verborgener Züge der Individuellen Charakterzüge ist.“ [1]




2 Darstellung des Problems
Mit diesen Worten leitet Ludwig v. Friedeburg seine Vorrede zu Adornos „Studien zum autoritären Charakter“ ein. Die vorliegende Studie, die in den 1940er Jahren unter dem Eindruck des Faschismus in der Emigration in den Vereinigten Staaten begann und antidemokratische Tendenzen in den USA untersuchte, dokumentiert Adornos Beitrag für diese Studie. Der Faschismus als Erscheinungsform, so die Annahme, sei im wesentlichen eine kleinbürgerliche Massenbewegung. Die Untersuchung sollte jenes Potential in der US Bevölkerung ausfindig machen, das sich in Krisenzeiten selben oder ähnlichen Bewegungen anschließen würde.


Die Arbeitshypothese basiert auf der Annahme, dass der Faschismus nicht aufgrund der wirtschaftlichen, politischen und sozialen Situation auf die Bevölkerung attraktiv wirkte, sondern eher Ausdruck einer autoritätsgebundene Charakterstruktur sei. Dies hänge mit den Sozialisationspraktiken der patriarchalischen Familienstruktur der 1920er Jahre zusammen. [2]


Im Mittelpunkt der Untersuchung stand die Erforschung des potenziell faschistischen Individuums, welches für faschistische antidemokratische Propaganda extrem anfällig sei. Unter „Potenziell“ versteht die Studie diejenigen Menschen, die keiner faschistischen Organisation angehören und auch von sich aus keine erklärtermaßen Faschisten sind. Wenn die psychologischen Kräfte erkannt sind, die den Faschismus begünstigen, dann würde das die Möglichkeit in sich tragen, antidemokratischen Tendenzen entgegenzuwirken. Durch die Studie wurde festgestellt, dass Personen, die eine Anfälligkeit für faschistische Propaganda aufwiesen, sehr vieles Gemeinsam haben. Dieses Resultat sollte für die gesamte Studie von zentraler Bedeutung sein.


Die Studie musste zwischen zwei Konzeptionen unterscheiden, „die Ideologie und die der ihr zugrundeliegenden Bedürfnisse.“ [3]


Gleiche ideologische Trends müssen in den Individuen nicht gleiche Ursachen haben und gleiche Bedürfnisse können sich in unterschiedlichen ideologischen Trends ausdrücken. Unter Ideologie wurde in diesem Zusammenhang ein System von Meinungen, Attitüden und Wertvorstellungen und eine Denkweise über Mensch und Gesellschaft verstanden.


Ideologien wirken dann auf Menschen anziehend, wenn sie im Stande sind die persönlichen Bedürfnisse des Individuums zu befriedigen.


Der Antisemitismus, so Adorno, habe tiefere Gründe, als die Erscheinung des Juden und die soziale Situation des Antisemiten alleine. Die Determinanten antisemitischer Einstellungen ist zwar zunächst bei denjenigen Personen zu suchen, die sie äußern, wichtiger jedoch war die Frage, warum einige Personen diese Äußerungen so bereitwillig akzeptieren würden und andere wiederum nicht.
Orientiert an der Eingangs zitierten Hypothese, unterstellen sie, „(1) dass der Antisemitismus wahrscheinlich keine spezifische oder isolierte Erscheinung ist, sondern Teil eines breiteren ideologischen Systems, und (2) dass die Empfänglichkeit des Individuums für solche Ideologien in erster Linie von psychologischen Bedürfnissen abhängt.“ [4]




Das was die jeweiligen untersuchten Personen über Fragen zu Minderheiten oder Gegenwartsprobleme äußern, ist jedoch von ihrer jeweiligen Situation abhängig. Denn nicht immer sagen sie, was sie wirklich denken, so dass sich Diskrepanzen ergeben zwischen dem was sie sagen und dem was sie tatsächlich denken, das die Personen nur zu ihren Freunden, die ihnen vertraut sind, äußern. Die geheimen Gedanken, hebt Adorno hervor, würden die Personen versuchen zu verdecken und unter keinen Umständen äußern; „es kann Gedanken haben, die es sich selbst nicht eingestehen mag, und es kann Gedanken haben, die es nicht ausspricht, (…)“ [5]




Genau zu diesen verborgenen Tendenzen, in denen die antidemokratischen Tendenzen liegen, mussten sie versuchen, Zugriff zu bekommen. Das was die Menschen sagen bzw. was sie nicht sagen, ist wiederum vom geistigen Klima abhängig, in denen sie leben. Bei einer Veränderung des geistigen Klimas passen sich die Einen schneller an als die Anderen. D.h., dass die Menschen sich in ihrer Empfänglichkeit für antidemokratische Propaganda unterscheiden. Bei einer Veränderung des geistigen Klimas würde das die Möglichkeit in sich tragen, die Bereitschaft antidemokratischer Tendenzen offen zu äußern, steigern. Daraus sollte jedoch nicht gefolgert werden, dass bei einer offenen Äußerung antidemokratischer Vorstellungen, die Individuen zu Handlungen auch bereit wären.


Die offene verbale Äußerung ebenso wie die offene Tat seien eher von der sozioökonomischen und politischen Augenblickssituation abhängig. Die Individuen wiederum unterscheiden sich in der tatsächlichen Bereitschaft, sich zu offenen Aktionen provozieren zu lassen. Deswegen war es für die Untersuchung auch von Wichtigkeit, dieses Potential zu erforschen, da die Ergebnisse Eindrücke über die Gesamtideologie eines Individuums liefern würden. [6]


Die Untersuchung musste versuchen zu den einzelnen psychologischen Strukturen durchzudringen, die zusammen die Gesamtideologie eines Individuums konstituieren. Diese Strukturen bieten Aufschluss über die Handlungsweisen der Individuen. D.h., sie geben eine Antwort auf die Frage, warum sie in gewissen Situationen gerade so handeln und nicht anders.


Die Untersuchung des Gesamtcharakters eines Individuums gibt wiederum Aufschluss über die Gesamtstruktur des Individuums. Die Studie versteht unter dem Begriff des „ Charakters“ eine beständige Organisation, welche das Handeln und die Reaktionen der Individuen bestimmt. Betont wird jedoch die Variation der Charakterstruktur zwischen den Individuen. Die Charakterstruktur reagiert nicht nur auf ihre Umwelt, vielmehr entwickelt sie sich unter dem Druck der Umweltbedingungen. Je früher die Umweltkräfte auf die Individuen einwirken, desto intensiver und gründlicher formen sie den Charakter. D.h., die Entwicklung einer Charakterstruktur hängt vom Verlauf der Erziehung in der Kindheit ab.


Die Erziehung durch die Eltern wiederum ist abhängig von ihrer sozialen Zugehörigkeit. Darunter ist nicht nur die religiöse und ethnische Zugehörigkeit zu verstehen, sondern auch die ökonomischen Bedingungen unter denen eine Familie leben muss. Daher wird bei einer Veränderung der sozialen Bedingungen die Charakterstruktur entscheidend beeinflusst bzw. verändert.


Die Charakterstruktur kann also niemals losgelöst von der Gesellschaft isoliert betrachtet werden, vielmehr ist sie Teil des gesellschaftlichen Ganzen. Die Entwicklung einer Charakterstruktur ist für die Reaktion auf die Umwelt erforderlich. Erst dadurch kann das Individuum auf seine Umwelt reagieren. Sein Verhalten gegenüber den sich verändernden ideologischen Trends wird durch die Analyse der Charakterstruktur erklärbar. Die Charakterstruktur ist nicht als ein statisches System zu verstehen, das einmal entwickelt, sich nicht mehr verändert, vielmehr muss es als flexibel aufgefasst werden, das es dem Individuum ermöglicht auch in alte Lebensgewohnheiten zurückzukehren.




Die Beschaffenheit der Charakterstruktur ist folglich ein entscheidender Faktor für die Anfälligkeit antidemokratischer Propaganda. Das führt Adorno zu der Frage, unter welchen Bedingungen die Propaganda zunehmen und in den Medien zu einem dominanten Faktor werden müsse, so dass was zuvor nur Potential war nun aktiv manifest würde. Eine Antwort auf diese Frage liegt nicht etwa in der konkreten Beschaffenheit der Charakterstruktur der Individuen oder in den psychologischen Faktoren der Massen, vielmehr liegt sie in den Prozessen der Gesellschaft. Die gesellschaftlichen Prozesse müssen wiederum so beschaffen sein, dass sie permanent auf die Charakterstruktur der Individuen einwirken. [7]


Die Studie suchte jedoch nicht nach den Orten der Produktion von Propaganda, vielmehr richtete sie ihren Fokus auf die Konsumenten von Propaganda. Die Analyse beschränkte sich nicht auf die psychischen Faktoren der Individuen allein, sondern musste ihre objektive Lage und die Stellung in der Gesellschaft mit analysieren. Die Menschen würden eher diejenigen politischen Programme akzeptieren, die ihren wirtschaftlichen Interessen dienlich seien. Der Faschismus kann jedoch nicht die wirtschaftliche Situation all seiner Anhänger befriedigen, denn, so Adorno, nur einige wenige können sich durch den Faschismus bereichern.




Deswegen appelliert der Faschismus an die emotionalen Bedürfnisse seiner Anhänger, weil emotionale Bedürfnisse die Menschen empfänglicher für ideologische Propaganda machen. Die wirtschaftlichen Motive sind jedoch nicht die entscheidenden Faktoren für das Individuum. D.h., Individuen mit gleichem wirtschaftlichen Status können trotzdem verschiedenen Ideologien angehören, während andere mit unterschiedlichen soziökonomischem Status gleiche Ideologien haben können. Daraus folgt, dass die Zugehörigkeit zu bestimmten Gruppen, die untereinander sozioökonomisch divergieren, meinungsprägend für den Einzelnen sind. Das würde demnach bedeuten, dass die Einzelnen häufig die Meinungen ihrer Gruppen übernehmen. [8] Es stellt sich also die Frage nach der Methodik, um die Charakterstruktur der Individuen zu analysieren. Dies soll im folgenden Kapitel behandelt werden.




3 Die Arbeitsmethode
Um die ideologischen Trends und die Charakterstruktur zu beleuchten, bedurfte die Studie eines methodologischen Instrumentariums. Die Gesamtcharakterstruktur stellte insofern ein großes Problem dar, als sie, der Studie zufolge, aus einzelnen Strukturen besteht. Die Studie musste Techniken entwickeln und anwenden, um zum einen Oberflächenmeinungen, -attitüden und -wertvorstellungen beobachten zu können und zum anderen, um ideologische Trends bloßzulegen. Dazu wurden Einzel- und Gruppenuntersuchungen durchgeführt. Mit Interviews und klinischen Tests wurden Einzelpersonen untersucht. Klinische Tests wurden deswegen durchgeführt, um verborgene Ängste, Wünsche und Abwehrmechanismen aufzudecken, während bei Gruppen mit Fragebögen verfahren wurde. Je nachdem ob das Individuum oder die Gruppe im Mittelpunkt einer Untersuchung stand, verlagerte sich auch der Untersuchungsscherpunkt.


„Wenn das Individuum im Mittelpunkt stand, galt es, seine Denkmuster, Attitüden und Wertvorstellungen im Detail zu beschreiben, die ihnen zugrundeliegenden dynamischen Faktoren zu erkennen und auf dieser Basis adäquate Fragen zur Verwendung bei Gruppen zu entwerfen. Wenn die Gruppe im Mittelpunkt stand, kam es darauf an, herauszufinden, welche Meinungen, Attitüden und Wertvorstellungen im allgemeinen zusammengehen und welche Faktoren in der Entwicklungsgeschichte und in der gegenwärtigen Situation der Versuchspersonen gewöhnlich mit den einzelnen ideologischen Konstellationen verbunden waren; (…)“ [9]


Die Gruppenuntersuchungen sollten als Basis für die Auswahl von Einzelpersonen für die Intensivuntersuchungen aus dieser Gruppe dienen. Potentiell antidemokratische Individuen mussten jedoch als solche erst mal identifiziert werden, um sie anschließend eingehender untersuchen zu können. Hierfür wurden spezielle Fragebögen entwickelt, die anonym von Personengruppen ausgefüllt werden sollten. Die Personen wurden nach den vergangenen und gegenwärtigen Lebensumständen befragt. Ferner wurden die Fragebögen mit einigen antidemokratischen Aussagen versehen, welche die Personen mit Zustimmung oder Ablehnung beantworten sollten. Aus diesen Personen suchten sie sich diejenigen heraus, die am stärksten den Aussagen zustimmten und die sie am stärksten ablehnten, ebenso solche die neutral zu verorten waren. Anschließend wurden mit diesen ausgesuchten Personen Interviews und andere klinische Tests durchgeführt, so dass der Fragebogen aufgrund dieser Ergebnisse revidiert und die ganze Prozedur wiederholt werden musste. Die Interviews dienten auf der einen Seite der Kontrolle des Fragebogens, d.h. Es sollte festgestellt werden, ob das Ergebnis des Interviews mit dem Ergebnis des Fragebogens identisch ist und auf der anderen Seite sollten diese klinische Tests „Einblick in die hinter den antidemokratischen Ideologien liegenden psychologischen Faktoren“ [10] geben.






3.1 Die Fragebogenmethode


Der Fragebogen setzte sich aus drei Teilen zusammen:


• 1. Fragen zur Person,
• 2. Meinungs- und Einstellungsskalen und
• 3. projektive Fragen


Bei den Fragen zur Person handelte es sich um allgemeine Fragen, wie Fragen zur früheren und gegenwärtigen Gruppenzugehörigkeit, zu Beruf und Einkommen, zur Religion und Kirchenbesuchen, usw. Meinungs- und Einstellungsskalen wurden benutzt, um ideologische Trends, wie Antisemitismus, Ethnozentrismus und politisch-wirtschaftlichen Konservatismus herauszufiltern. Die Skalen bestanden aus Aussagen, bei denen die Personen ihren Zustimmungs- und Ablehnungsgrad angeben mussten. Aus diesen Ergebnissen wurde eine Skale erarbeitet, die zur Messung antidemokratischer Tendenzen in der Charakterstruktur diente. [11]


Um die emotionale Ebene zu untersuchen, wurden projektive Fragen verwendet. „ Eine projektive Frage lautet: Was würden Sie unternehmen, wenn Sie nur noch sechs Monate zu leben hätten und alles tun dürften, was Sie möchten?“ [12] Projektive Fragen sind keine eindeutigen Fragen, auf die einfach zu antworten wäre. Vielmehr mussten die Personen auf solche Fragen interpretierend antworten, so dass sich ein Maximum an Variationsmöglichkeiten der Antworten ergeben würde.


Die Antworten liegen also auf der emotionalen Ebene. Die Antworten wurden als Ausdruck von Wertvorstellungen und Konflikten verstanden. Eine Bedeutung in den Antworten ergab sich dann, wenn eine Beziehung zwischen diesen Antworten und den anderen Angaben der Person hergestellt werden konnte.


3.2 Die klinischen Tests
Nachdem die Auswahl für die Intensivuntersuchungen getroffen worden waren, wurden die klinischen Techniken durchgeführt. Die klinischen Tests bestanden aus dem Interview und dem sogenannten „Thematic Apperception Tests“.


3.2.1 Das Interview und der klinisch-genetische Aspekt


Das Interview bestand aus einem ideologischen und einem klinisch-genetischen Teil. Der ideologische Teil sollte die Personen zu spontanen Gesprächen zu ideologischen Themen, wie Minderheiten, Religion, Einkommen, Beruf usw.
veranlassen. Während der Fragebogen die Personen auf die vom Fragebogen gegebenen Themen beschränkte, wurde den Personen während des Interviews die Möglichkeit gegeben, die Themen selbst auszusuchen. Dies bot die Möglichkeit, zu beobachten, welche Themen die Personen von sich selbst aus anschlagen und mit welcher Intensität sie ihren Gedanken freien Lauf lassen würden. Die Studie erachtet mit den Ergebnissen des Interviews, die mit den Fragebögen verglichen wurden, um zu sehen, ob das eine Ergebnis identisch sei mit dem Anderen, als sicheren Beweis für antidemokratische Trends.


Der klinisch-genetische Aspekt des Interviews sollte mehr den Hintergrund der Personen beleuchten. D.h., es sollte mehr Angaben über die Vergangenheit, gegenwärtige Situation, Gefühle, Sexualität, Wünsche, Ängste, Beziehung zu den Eltern und ggf. Geschwistern, eigene Kindheit, usw. liefern; als aus dem Fragebogen zu entnehmen war. Das Interview bot die Möglichkeit zu tieferen Einblicken in die Charakterstruktur des Interviewten.


3.2.2 Der Thematic Apperception Test


Während dieser Tests wurden der Person mehrere dramatische Bilder vorgelegt.
Die untersuchte Person wurde aufgefordert, zu jedem dieser Bilder eine Handlung zu erzählen. Die Interpretation der Bilder durch die Personen trug die Möglichkeit in sich, die verborgenen Wünsche, Ängste und Konflikte sowie in der Reaktion auf diese Bilder die Verteidigungsmechanismen der Personen offen zulegen, so dass – in Beziehung zum Interview – spezifische Charaktervariablen herausgefunden werden konnten. [13] Nachdem die Methode dargestellt wurde, stellt sich im Folgenden die Frage nach der Konstruktion und Funktion der F- Skala.




4 Die F-Skala


Für die Konstruktion der F-Skala, waren die Ergebnisse aus den zuvor durchgeführten Tests und die daraus entstandenen vorläufigen Skalen, wie die Antisemitismus- und Ethnozentrismus Skala von großer Bedeutung. Mit der Ethnozentrismus- Skala fanden sie heraus, „dass verschiedenen voreingenommenen Antworten eine allgemeine Disposition zur Glorifizierung, zu unterwürfiger und unkritischer Haltung gegenüber Autoritäten der Eigengruppe und zu Strafsucht gegenüber Angehörigen anderer Gruppen im Namen irgendeiner moralischen Autorität zugrunde liegen musste, so dass Autoritarismus die Ausmaße einer Variablen annahm, (…)“ [14]


Dabei war es von entscheidender Wichtigkeit, herauszubekommen auf welche Weise sich ein verborgener Trend in der Charakterstruktur in den Meinungen und Attitüden der Personen ausdrücken würde. So entstanden variable Charakterzüge, die von der F-Skala erfasst werden konnten. Die Variablen basieren auf der Interpretation der konstruierten Fragesätze, die die Personen beantworten mussten. Der Antisemit beispielsweise verachtet die Juden, weil sie den herkömmlichen Moralgesetzen nicht folge leisten. Daraus wurde die starre Bindung an konventionellen Werten interpretiert, das eine Charakterdisposition darstellen würde. Der Antisemitismus würde sich demzufolge aus dieser Charakterdisposition erklären. Die Neigung des an konventionellen Werten verhafteten zur übertriebener Kontrolle der Übertreter der moralischen Gesetze und das daraus resultierende Bedürfnis zu strafen, seien charakteristisch und bilden eine Variable im Individuum, die von der F-Skala erfasst werden konnte. Auf diese Weise entstanden 9 Variablen, die zusammen die F-Skala bildeten.


Durch die F-Skala war es nun möglich den potentiell antidemokratischen Charakter zu messen. [15] Es bleibt an dieser Stelle noch zu klären, aus welchen Variablen die F-Skala besteht und was sie auszeichnet. Dies soll im folgenden Abschnitt mit jeweils einer Beispielaussage kurz dargestellt werden.




4.1 Die Variablen der F-Skala


a) Konventionalismus:
Bei dieser Variable handelt es sich um Individuen, die an konventionellen Normen durch gesellschaftlichen Druck festhalten. Das Individuum beharrt auf den Normen der Kollektivmacht, mit dem es sich derzeit identifiziert. Das Individuum, das dem konventionellen Typ angehört, gehorcht und folgt mit ruhigem Gewissen dem Diktat äußerer Mächten. „Gehorsam und Respekt gegenüber der Autorität sind die wichtigsten Tugenden, die Kinder lernen sollten.“ [16]


b)Autoritäre Unterwürfigkeit:
Charakteristisch bei dieser Variablen ist der Wunsch des Individuums nach einem starken Führer. Es handelt sich um ein starkes emotionales Bedürfnis sich unterwerfen zu wollen. Auch hier handelt es sich um das Verlangen, sich äußeren Mächten unterwerfen zu wollen. Dies führte die Studie darauf zurück, dass das Individuum nicht im Stande war, eine innere Autorität herauszubilden. Eine andere Begründung beinhaltet die These, dass das Individuum durch seine Unterwerfung unter einer Autorität, es im Stande sei, seine ambivalente Gefühle zu steuern. Autoritäre Unterwürfigkeit ist dem antidemokratischen Potential insofern förderlich, als sie das Individuum für Manipulation durch äußere Mächte empfänglich macht. Das Individuum musste feindliche Gefühle gegenüber Autoritäten, wie seinen Eltern, unterdrücken und sieht nun diese negative Machtfigur in Fremdgruppen, um sie der Unfairness, der Machtgelüste, usw.
bezichtigen zu können. Diese unterdrückte Feindseligkeit findet aber auch in der „autoritären Aggression“ ihren Ausdruck. „Was dieses Land vor allem braucht, mehr als Gesetze und politische Programme, sind ein paar mutige, unermüdliche, selbstlose Führer, denen das Volk vertrauen kann.“ [17]




  • c) Autoritäre Aggression: Autoritäre Aggression zeichnet sich dadurch aus, dass das Individuum stets auf fundamentale Wünsche verzichten und mit starker Selbsteinschränkung leben musste. Es sucht sich Objekte an denen es sich halten kann und ärgert sich, wenn anderen etwas besser gelingt. Weil es nicht im Stande ist, sich gegen seine Eigengruppe zu wenden, richtet es seine Feindseligkeit gegen Fremdgruppen. Das Individuum muss aus einer inneren Notwendigkeit heraus seine Aggression gegen Fremdgruppen richten „Die meisten unserer gesellschaftlichen Probleme wären gelöst, wenn man die Asozialen, die Gauner und die Schwachsinnigen loswerden könnte.“ [18]


  • d) Anti-Intrazeption: Diese Variable meint im Wesentlichen die Dominanz von Gefühlen, Sehnsüchten, Phantasien, usw., kurz, es handelt sich um eine Anschauungsweise, die auf Imagination basiert. Aus Angst das Falsche zu denken, wagt das Individuum nicht über, menschliche Phänomene nachzudenken. Weil es keinen Zugang zu seinen inneren Gefühlen findet, fürchtet es sich vor dem was die Beschäftigung mit sich selbst oder die Beobachtung anderer über es zum Vorschein bringt. Deswegen ist es der Neugier über andere abgeneigt und interessiert sich nicht für die Gefühle anderer Menschen. „Heute mischen sich immer mehr Menschen in persönliche Angelegenheiten anderer ein, die Privatsache bleiben sollte.“ [19]




  • e) Aberglaube und Stereotypie: Bei dieser Variablen glaubt das Individuum an mystische oder phantastische Phänomene, die sein Schicksal lenken. Auch hier denkt das Individuum in starren Kategorien, die zur Stereotypie führen, das die Studie auf eine beschränkte Intelligenz zurückführt. Wie bei den anderen Variablen überlässt das Individuum die Verantwortung äußeren Mächten. Es ist nicht im Stande, sein Schicksal selbst zu bestimmen. „Jeder Mensch sollte einen uneingeschränkten Glauben an eine übernatürliche Macht haben, deren Entscheidung er nicht in Frage stellt.“ [20]




  • f) Machtdenken und Robustheit: Das Individuum mit dieser Variablen versucht durch die Zurschaustellung seiner Robustheit, die Schwere der von ihm geforderten Forderung zu verdecken. Das Individuum, das diese Züge manifestiert, leidet unter einem Machtkomplex. Es denkt in Dichotomien mit denen es menschliche Beziehungen kategorisiert, wie stark und schwach, überlegen und unterlegen usw., mit denen er sich zuweilen auch identifiziert. Dieses Schema überträgt das Individuum auch auf das Verhältnis Eigengruppe – Fremdgruppe. Dadurch verschafft es sich ein Überlegenheitsgefühl, das sich in „höherwertige“ und „minderwertige“ Rasse ausdrückt. Trotz des unbedingten Willens zur Macht, scheut es sich, sie zu ergreifen bzw. sie auszuüben, bewundert jedoch die Macht der anderen, ist bereit sich der Macht der anderen zu beugen und fürchtet diese Schwäche zugleich. Es hofft, indem es sich der Macht unterwirft, auch an ihr teilnehmen zu können. „Die Menschen kann man in zwei Klassen einteilen: die Schwachen und die Starken.“ [21]


  • g) Destruktivität und Zynismus: Aufgrund der Einschränkungen seiner Triebbefriedigung, die das Individuum von außen auferlegt bekommt, hegt es aggressive Impulse. Fremdgruppen sind für dieses Individuum Ventile, auf die es seine Aggression lenkt. „Der echte American way of life ist so schnell im Schwinden, dass Zwang nötig sein mag, um ihn zu bewahren.“ [22]




  • h) Projektivität: Auch hier neigt das Individuum dazu, seine unterdrückten Aggressionen auf Fremdgruppen zu lenken. Es projiziert, um anzuklagen. Das Individuum glaubt, dass andere Böses gegen ihn hegen, vielmehr hegt es selbst aggressive Impulse, die es durch Projektion kanalisiert. „Die meisten Menschen erkennen nicht, in welchem Ausmaß unser Leben durch geheime Verschwörungen der Politiker bestimmt wird.“ [23]




  • i) Sexualität: In diesem Fall verspürt das Individuum die Übertreter des Sexualkodex zu züchtigen. Dahinter verbirgt sich jedoch das allgemeine Bedürfnis zu strafen, das die Studie auf die Identifikation mit Autoritäten der Eigengruppe zurückführt, aber andererseits auf die Verdrängung der eigenen sexuellen Neigungen schließen lässt.


„Homosexuelle sind nichts als entartete Kreaturen und sollten streng bestraft werden.“ [24] Mit diesen Variablen war es nun möglich, Vorurteile zu messen.


Fraglich bleibt jedoch immer noch, ob die F-Skala ein sicheres Instrument ist, um die Anfälligkeit für den Faschismus, welche in der Charakterstruktur begründet ist, zu beurteilen. [25] Was die F-Skala in letzter Instanz jedoch auszeichnet, ist ihre psychologische Dimension, die durch die Variablen ausgedrückt wird. [26] Es bleibt also noch zu klären, welcher Art die Beziehung zwischen Vorurteil und Charakterstruktur ist.








5 Das neue Interviewmaterial


Zu Beginn dieser Studie lag der Schwerpunkt noch in der Ergründung des Antisemitismus. Mit voranschreitender Untersuchung verlagerte sich jedoch allmählich der Schwerpunkt. D.h., vordergründig stand nicht mehr der Antisemitismus bzw. das Vorurteil generell gegenüber Minderheiten als sozialpsychologisches Phänomen allein, vielmehr bildete die Analyse der Beziehung zwischen Vorurteil gegenüben Minderheiten und ihre charakterologische Konfiguration [27] einen neuen wesentlicher Bestandteil der Studie. D.h., die Studie versuchte zu beweisen, inwiefern der Antisemitismus bzw. das Vorurteil generell gegenüber Minderheiten in Beziehung zu der Beschaffenheit der Charakterstruktur steht. Während die Fragen der Variablen zuvor noch relativ allgemein waren, gingen die Fragen beim neuen Interviewmaterial viel mehr ins Detail, um mehr über den offenen Antisemitismus zu erfahren. Einige Fragen sehen wie folgt aus:




„Sind Sie gegen persönliche Kontakte mit einzelnen Juden? Betrachten Sie die Juden mehr als Ärgernis oder mehr als Bedrohung? Könnten Sie sich vorstellen, einen Juden (Jüdin) [sic!] zu heiraten? Ist es Ihnen angenehm, das jüdische Problem zu diskutieren? Was würden Sie tun, wenn Sie Jude wären? Kann ein Jude jemals ein wirklicher Amerikaner werden?“ [28]


Durch das detaillierte Fragen trug es die Möglichkeit in sich mehr über das Verständnis von Vorurteil und den mit ihr verbundenen psychologischen Konflikt zu erfahren. Bedenkenlos übernahmen viele Individuen die Vorwürfe gegenüber den Juden, insofern sie nicht selbst diese Vorwürfe vorzubringen brauchten und akzeptierten sie als anerkannte Tatsache.




Dieses Ergebnis führt die Studie auf zwei Symptome zurück. Zum Einen könnte es ein Ausdruck der inneren Konsistenz der antisemitischen Ideologie sein und zum anderen ein Symptom von geistiger Starrheit. [29] Das würde jedoch immer noch nicht die bedenkenlose Übernahme aller Vorurteile erklären. Die Übernahme der antisemitischen Vorurteile erklärt die Studie damit, dass antisemitische Äußerungen in extremer Form dargestellt, den Anschein in den Personen weckten, als seien diese Vorurteile nichts verachtenswertes, d.h. Mit der Übernahme dieser Vorurteile vermögen die Individuen durch das Wissen, dass ihre eigenen Äußerungen weniger extrem ausfallen würden, gleichsam ihr schlechtes Gewissen zu beruhigen. Dies würde erklären, so die Studie, warum die Mehrheit des deutschen Volkes die antisemitischen Maßnahmen so bereitwillig akzeptierten.




Anlehnend an die Ausgangshypothese zeigt das Interview als Ergebnis, dass nicht die Juden als Objekt für die Entstehung von antisemitischen Vorurteile seien.


Der Antisemitismus habe wenig mit den Eigenschaften der Juden zu tun. Vielmehr rühren die Vorurteile und die Feindschaft aus der eigenen Versagung und Repression, so dass das eigentliche Objekt der Feindschaft das hasserfüllte Individuum selbst ist. Das Individuum braucht also ein Ersatzobjekt. Dieses Objekt muss jedoch gewisse Funktionen erfüllen, um als Aggressionsventil dienlich zu sein. [30]




„Es muss historisch fundiert sein und als unbestreitbares Element der Tradition erscheinen. Es muss in starren und wohlbekannten Stereotypen definiert sein, und schließlich muss es Merkmale besitzen oder zumindest im Sinne von Merkmalen wahrgenommen und verstanden werden können, die den destruktiven Tendenzen des Vorurteilsvollen entgegenkommen. […] Es ist kaum zu bezweifeln, dass alle diese Bedingungen in hohem Maße von dem Phänomen >Jude<>




Der Antisemitismus wird demnach von den eigenen psychischen Trieben und Bedürfnissen bestimmt und dem Individuum dadurch ermöglicht, sich in der Welt zurechtzufinden, die ihm ansonsten verschlossen bleiben würde. Der Versuch, Gegenmittel gegen die Bedrohung der faschistischen Mentalität [32] zu finden, führt die Studie zur Konstruktion psychologischer Typen bzw. Syndrome. Dies soll im folgenden Abschnitt meiner Arbeit erörtert werden.








6 Die Typologie


Die Studie konstruiert anlehnend an die Theorie der Typologie, die von der Psychologie entwickelt worden ist und von der Studie zum Teil verworfen wird, verschiedene Typen bzw. Syndrome des faschistischen Charakters. Der Begriff der Typologie wurde von der Studie insofern problematisiert, als die Typenlehre die Einzigartigkeit eines Individuums nicht erfassen konnte und wirkte somit der Individualität entgegen. Die Typologie würde nämlich die Flexibilität der Charaktersstruktur in Statische verwandeln. Wie die Studie jedoch als erwiesen erachtet, ist die Charakterstruktur eines Individuums insofern flexibel, als sie auch die Starrheit des potentiell faschistischen Charakters in sich trägt.
Die Typologie, die von der Studie konstruiert worden ist, basiert auf drei Kriterien:


  • 1. Menschen sollen weder nach Gruppen aufgeteilt noch durch Idealtypen gekennzeichnet werden, die durch Mischung ergänzt werden können. Diese Typen können nur insofern gerechtfertigt sein, wenn sie unter jeder Typusbezeichnung eine Reihe von Zügen und Dispositionen aufweisen könne.


  • 2. Die Studie versteht die Typisierung von Menschen als eine soziale Funktion. D.h., je starrer ein Typ ist, desto mehr wurde es durch die Gesellschaft geprägt.




  • 3. Die Typen müssen derart konstruiert sein, dass sie „sich in relativ drastische Abwehrmechanismen übertragen lassen, die so angelegt sind, dass unterschiede individuellerer Natur nur eine Nebenrolle spielen.“ [33] D.h., spezifische Unterschiede sind insofern irrelevant, als sie der Konstruktion der Typenbildung nicht dienlich seien und diese Unterschiede bei genauerer Betrachtung nur scheinbar unterschiedlich sind. [34]




Ferner waren die Typen bzw. die Syndrome so anzulegen, dass sie die Ergebnisse der empirischen Untersuchungen widerspiegeln. Die in der F-Skala konstruierten Variablen bilden zusammengenommen eine Einheit, ein Syndrom, so dass der potentiell faschistische Charakter „in sich selbst eine >strukturelle Einheit<>




Der potentiell faschistische Charakter ist als ein Produkt des geistigen Klimas seiner Umwelt, das in Wechselwirkung zu seinen psychischen Reaktionen auf dieses Klima steht, zu verstehen. Die Meinungen, Vorstellungen, Ideen und Anschauungsweisen des potentiell faschistischen Charakters entspringen nicht seiner selbst, vielmehr gehen sie auf seine Zugehörigkeit eines kulturellen Kreises zurück. [36]


Bleibt noch zu erörtern, wie die Syndrome des Vorurteilsvollen und Vorurteilsfreien aussehen. Dies soll im folgenden kurz dargestellt werden.








6.1 Die Syndrome der Vorurteilsvollen


a) Oberflächenressentiment: Hier handelt es sich um Personen, die Stereotypen wie fertige Formeln von Außen übernehmen. Dadurch rationalisieren sie ihre eigenen Schwierigkeiten und können diese psychologisch oder praktisch überwinden. Durch das Denken in Stereotypen, sind die Versuchspersonen im Stande, ihre Vorurteile zu begründen. Sie machen andere für ihr eigenes Versagen verantwortlich und sind froh, wenn sie durch Diskriminierung von Minderheiten einen wirtschaftlichen Vorteil erhalten.




b) Das „konventionelle“ Syndrom: Auch bei diesem Syndrom ist das Denken in Stereotypen charakteristisch, das jedoch nicht nur von Außen bedingt ist, sondern in der Charakterstruktur als Bestandteil inhärent ist. Die Zustimmung zu den herrschenden Maßstäben ist dem Konventionellen wichtiger, als die eigene Unzufriedenheit. Sie denken in Eigen- und Fremdgruppen und übernehmen bedenkenlos die Urteile der anderen an. Ihnen erscheint ihr Vorurteil als selbstverständlich und ist ihnen selbst nicht bewusst. Weil ihr Vorurteil nicht zu den eigenen Sorgen in Beziehung steht, enthält ihr Vorurteil ein irrationales Moment. Kontakt zu Fremdgruppen versuchen sie zu vermeiden und Menschen die von den konventionellen Werten ihrer Eigengruppe abweichen, steigern ihre Feindseligkeit gegenüber ihnen. Sie meinen Fremdgruppen an ihrem äußeren Aussehen erkennen zu können, unterscheiden jedoch zwischen ihrem Assimilierungsgrad.




c) Das „autoritäre“ Syndrom: Dieses Syndrom kennzeichnet Personen, die die soziale Anpassung nur vollbringen können, wenn sie Gefallen an Gehorsam und Unterdrückung finden. „(…) die sadomasochistische Triebstruktur ist daher beides, Bedingung und Resultat gesellschaftlicher Anpassung.“ [37] Die Personen dieses Syndroms leiden unter einem Ödipuskomplex. Die Befriedigung vollzieht sich in der Umsetzung der Charakterzüge. D.h., die Liebe zur Mutter wird tabuisiert, während der Hass zum Vater in Liebe umgewandelt wird. Diese Umwandlung von Hass in Liebe vollzieht sich jedoch niemals vollständig. Die frühere Aggressivität wird nur zum Teil neutralisiert, ein Rest an Sadismus bleibt jedoch zurück. Die Personen suchen ein Ventil und finden sie in den Menschen mit denen sie sich am wenigsten identifizieren, d.h. In Fremdgruppen. Die Fremdgruppen nehmen den Platz des verhassten Vaters ein. Gleichzeitig mit der Identifizierung einer autoritären Macht geht eine Ablehnung für alles unter ihr stehende einher. Da wo die sozialen Bedingungen schuld für Notlagen sind, wird die Lage umgekehrt und in eine wohlverdiente Strafe des Notleidenden durch die Person dieses Syndroms umgewandelt. Um sich selbst einer autoritären Disziplin zu unterwerfen, ist die Identifikation mit seiner Familie bzw. seiner gesamten Eigengruppe für ihn unentbehrlich.




d) Der Rebell und der Psychopath: Anders als beim „autoritären“ Syndrom löst der „Rebell“ sein Ödipuskomplex durch das Rebellieren gegen sein Vater, statt sich mit ihm zu identifizieren.


Dies trägt die Möglichkeit in sich die sadomasochistischen Tendenzen zu neutralisieren. Doch würde in einigen Fällen ein Rest an autoritären Strukturen unberührt bleiben. Die verhasste väterliche Autorität wird durch eine andere ersetzt. D.h., das Individuum sucht sich eine andere Autorität, der es sich unterwerfen kann. Andererseits kann es passieren, dass das Individuum seine masochistischen Tendenzen unbewusst zurückhält und gegen jede Autorität Hass zu verspüren beginnt; „vermischt mit starken destruktiven Tendenzen, gepaart mit der geheimen Bereitschaft zu >kapitulieren<>verhassten<>


Der Psychopath stellt das Extrem des Rebellen dar. Anders als beim Rebellen, löst der Psychopath seinen Ödipuskomplex durch den Rückgang seiner Omnipotenzphantasien, die in seiner Kindheit angelegt sind. Ihre psychische Entwicklung ist vollkommen fehlgeschlagen und die Gesellschaft vermochte es auch nicht, sie zu formen. Destruktive Tendenzen kommen bei diesen Personen unverhüllt zum Vorschein. Ihre Lust zu quälen, richtet sich gegen hilflose Opfer. Das Individuum dieses Syndroms ist ein religiöser Fanatiker und durchbricht die herrschenden Normen und Gesetze.




e) Der Spinner:
Bei diesem Syndrom hat die Frustration eine wichtige Funktion. Dieses Syndrom ist bei Personen anzutreffen, denen es nicht gelungen ist, sich an ihrer Umwelt anzupassen. Sie sind durch Verzicht und Versagung, die ihnen in ihrer Kindheit und Gegenwart durch die Außenwelt auferlegt worden sind, geprägt. Dadurch wurden sie in die Isolierung getrieben. Sie leben in einer Pseudorealität, eine Scheinwelt, welche sie durch das Vorurteil konstruieren, die sie der Realität entgegensetzen und ihre Aggressivität gegen sie richten. Durch Selbsterhöhung vermögen sie zu existieren und verwerfen dadurch die Außenwelt. Zudem sind diese Personen projektiv und misstrauisch. Durch das Denken in Stereotypie erfahren sie soziale Bestätigung. „Dieses Syndrom ist bei Frauen und alten Männern anzutreffen, deren Isolierung durch den Ausschluss vom wirtschaftlichen Produktionsprozess noch verstärkt wird.“ [39] Durch das Zusammenschließen zu Sekten, bestätigen diese Personen gegenseitig ihre Pseudorealität.




f) Der >manipulative> Typus:
Den manipulativen Typus stellt die Studie als gefährlichstes Syndrom dar. Diese Personen denken in extremen Stereotypien. „(…) starre Begriffe werden zu Zwecken statt zu Mitteln, und die ganze Welt ist in leere, schematische, administrative Felder eingeteilt.“ [40] Während der „Spinner“ in einer von ihm konstruierten Scheinwelt lebt, tritt bei dem manipulativen Typ das Gegenteil ein. Diese Personen leben in einem zwanghaftem Überrealismus. Sie betrachten alles als Objekte, die sie nach eigenen theoretischen und praktischen Schablonen handhaben, erfassen und zu manipulieren versuchen. Ihr Ordnungsprinzip basiert auf Eigen- und Fremdgruppe. Die Studie stellt Himmler als Beispiel für dieses Syndrom dar. Die Personen dieses Syndroms betrachten alles mit den Augen eines Organisators und bevorzugen die totalitäre Lösung. [ 41] Um die Vergleichbarkeit zu den Syndromen der Vorurteilsfreien zu gewährleisten, sollen diese im folgenden skizzenhaft erörtert werden.






6.2 Die Syndrome der Vorurteilsfreien
Anders als beim Vorurteilsvollen werde beim Vorurteilsfreien die väterliche Autorität und ihre gesellschaftlichen Stellvertreter durch eine Art Kollektivbild verdrängt.




a) Der >starre<> Die Personen dieses Syndroms fallen durch ihre Stereotypie auf. D.h., ihre Ablehnung jeden Vorurteils beruht nicht auf einer gemachten Erfahrung, vielmehr wird sie aus äußerlichen ideologischen Formeln abgeleitet. Die ideologischen Lebensformeln, mit der diese Personen in Berührung kommen, sind eher zufällig.
Totalitäres- und starres Denken kennzeichnen diese Personen. Weil die ideologischen Formeln zufällig sind, sind sie auch anfällig für Positionswechsel. Am Desinteresse für kritische Minderheitenfragen, sind solche Personen zu erkennen. Ihr Widerstand, so die Studie, richtete sich im Nationalsozialismus meist gegen das Vorurteil im faschistischen Programm.
Rassendiskriminierung wird durch Bagatellisierung als Nebenerscheinung des Klassenkampfes dargestellt.




b) Der >protestierende<>Auch bei diesem Syndrom handelt es sich um die Lösung eines spezifischen Ödipuskomplexes, das bei den Personen nachhaltige Spuren hinterlässt. Auf der einen Seite wiedersetzen sie sich der väterlichen Autorität, auf der anderen Seite jedoch haben sie die väterliche Autorität verinnerlicht. Sie wenden sich nicht nur gegen den Vater als Vorbild, sondern gegen jegliche Autorität. Ihr Gewissen ist autonom und von äußerlichen Gesetzen unabhängig, so dass diese Personen von ihrem Gewissen gelenkt werden. Aus moralischen Gründen protestieren sie gegen jede Form sozialer Unterdrückung bzw. gegen die extremere Variante der Rassendiskriminierung. Weil sie sich oft schuldig fühlen, hegen sie den Wunsch, das Unrecht, das den Minderheiten angetan worden ist, wieder gutzumachen. Obwohl diese Personen ein ausgeprägtes Gewissen haben, sind sie dennoch gehemmt zu handeln. Durch die extreme Verinnerlichung von Schuldgefühlen, glauben sie, dass alle schuldig seien.




c) Der >impulsive<> Dieses Syndrom ist bei völlig angepassten Personen anzutreffen. Sie sympathisieren mit allem, was ihnen als Unterdrückung erscheint. Die Unterscheidung Eigen- und Fremdgruppe hat bei ihnen keine Bedeutung mehr. Alles was „anders“ ist, zieht diese Personen an. Sollten in diesen Personen destruktive Momente herrschen, so richten sie diese Momente nicht etwa gegen andere, vielmehr richten sie sie gegen sich selber.




d) Der >ungezwungene<> Kennzeichnend für die Personen, die dieses Syndrom aufweisen, ist, dass sie meinen, den Dingen ihren Lauf zu lassen und Gewalt gegenüber ihrer Umwelt ablehnen. Sie sind frei von stereotypem Denken. Der „Ungezwungene“ spürt einen Widerwillen, Entscheidungen zu treffen, das ihre Sprache mitbeeinflusst. An den oft abgebrochenen Sätzen könne dies festgestellt werden. Bei Streitfragen überlassen sie lieber ihren Kontrahenten das Urteil. Ihre politische Einstellung ist nicht radikal. Sie glauben in einer wahrhaft menschlichen Gesellschaft ohne Repression zu leben.




e) Der genuine Liberale: Die Personen dieses Syndroms weisen einen starken Sinn für Autonomie und Unabhängigkeit auf. Sie mischen sich nicht in die persönlichen Überzeugungen anderer ein und wollen auch nicht, dass von Außen sich jemand in ihre Überzeugungen einmischt. Zivilcourage ist bei diesen Personen kennzeichnend.
Bei Unrecht können sie nicht schweigen, auch wenn sie dadurch in Gefahr geraten.
Sie denken nicht in Gattungen, vielmehr sehen sie die Anderen als Individuen an und sind selbst starke Individualisten. [42]


Wie muss eine Kritik aussehen? Im Schlussteil meiner Arbeit sollen einige Überlegungen dargestellt werden.






7 Schluss und Elemente einer Kritik an die „Studien zum autoritären Charakter“


Den Faschismus psychologisch zu erklären ist insofern problematisch, als die Psychologie selbst eine rein theoretische Disziplin ist, die m.E.
Ausschließlich auf Annahmen beruht. Als eine frühe Analyse, die noch vor dem Ende des zweiten Weltkrieges begann und erst nach dem zweiten Weltkrieg abgeschlossen wurde, d.h. Noch vor Hannah Arendts berühmt gewordener Totalitarismusanalyse „The Origins of Totalitarianism“, das 1951 erstmals in New York veröffentlicht wurde und in der deutschen Übersetzung 1955 dem deutschen Leser zugänglich wurde, muss dieser Studie der Versuch eines Deutungsmusters anerkannt werden.




Das Deutungsmuster – den Faschismus auf die innere Charakterstruktur der Individuen zurückzuführen – ist insofern problematisch, als davon ausgegangen wird, dass mit der Ergründung der vermeintlichen Charakterstruktur auch die Möglichkeit geboten wäre, wirksame Mittel gegen den Faschismus zu finden. Wie diese Mittel zunächst aussehen, wird in der Studie nicht beantwortet. Wenn die Studie jedoch davon ausgeht, dass eine autoritätsgebundene Charakterstruktur der Individuen die Ursache für die Anfälligkeit von antidemokratischer Propaganda sei, so wäre das einzige wirksame Mittel gegen den Faschismus die Erziehung selbst. Doch wer bestimmt über die wie auch immer aussehende „gute Erziehung“? Es muss also eine Institution geschaffen werden, die über die Erziehung wacht. Institutionalisierung impliziert aber gleichzeitig eine Herrschaft über Menschen. Adorno selbst sagt in seinem 1965 erschienen Aufsatz „ Gesellschaft“, dass Verwaltungen – und nichts anderes sind Institutionen! - sich verselbstständigen und sich gegen die Verwalteten richten würden. [43]




Die Behauptung, dass die faschistische Bewegung deswegen so erfolgreich war, weil die Anhänger eine autoritätsgebundene Charakterstruktur hatten, ist auf der einen Seite plausibel, auf der anderen Seite kann es nicht sein, dass das deutsche Volk unter einer Massenpsychose litt. Die Fragebögen und die Interviews sind insofern kritisch zu beurteilen, als die Untersuchten explizit in ihren Antworten dadurch beeinflusst wurden. Zudem muss auch in Betracht gezogen werden, dass die Interviews in für die Untersuchten ungewohnten Umgebungen stattgefunden haben und durch die Forscher beobachtet wurden. Daraus folgt ein Nervositätspotential, das die Strukturierung der Antworten zwangsläufig mit beeinflussen musste.




Zu behaupten, dass die F-Skala ein sicheres Instrument zur Messung eines antidemokratischen Potentials sei, verkehrt sich m.E. Eher ins Umgekehrte. Denn was sie letztendlich zeigt, ist, dass einige Menschen voreingenommen sind und andere wiederum nicht, aber das trifft für alle Menschen zu. Daraus aber abzuleiten, dass die voreingenommenen Menschen für antidemokratische Propaganda empfänglicher seien als die unvoreingenommenen, ist eine nicht nachweisbare These. Denn in konkreten praktischen Situationen können diese Menschen sich auch anders verhalten. Die Studie kritisiert zwar die Typologie, weil sie klassifizierend ist und flexible Züge in statische verwandelt, aber die Syndrome, die von der F-Skala abgeleitet werden sind in dem Selben Dilemma gefangen. D.h., die Syndrome klassifizieren genauso die Individuen wie die entwickelte Typologie auch.




Literaturverzeichnis
Adorno, Theodor W., Studien zum autoritären Charakter, Frankfurt/M. 1995. Ders.: Soziologische Schriften I, in: ders., Gesammelte Schriften in 20 Bde., hg. Von Tiedemann, Rolf unter Mitwirkung von Adorno, Gretel u.a., Bd.8 der Gesamtausgabe, Darmstadt 1998.


[1] Adorno, Theodor W., Studien zum autoritären Charakter, Frankfurt/M. 1995, S.IX.
[2] Ebd., S. X.
[3] Ebd., S. 2.
[4] Ebd., S. 3.
[5] Ebd., S. 5.
[6] Ebd., S. 6.
[7] Ebd., S. 7 f.
[8] Ebd., S. 8 ff.
[9] Ebd., S. 16 f.
[10] Ebd., S. 17.
[11] Ebd., S. 18.
[12] Ebd., S. 22.
[13] Ebd., S. 22 ff.
[14] Ebd., S. 45.
[15] Ebd., S. 44 ff.
[16] Ebd., S. 71.
[17] Ebd., S. 72.
[18] Ebd., S. 72.
[19] Ebd., S. 73.
[20] Ebd., S. 73.
[21] Ebd., S. 74.
[22] Ebd., S. 74.
[23] Ebd., S. 74.
[24] Ebd., S. 75.
[25] Ebd., S. 40 passim
[26] Ebd., S. 101 f.
[27] Ebd., S. 105.
[28] Ebd., S. 106.
[29] Ebd., S. 107.
[30] Ebd., S. 107f.
[31] Ebd., S. 108.
[32] Ebd., S. 308.
[33] Ebd., S. 310.
[34] Ebd., S. 309 f.
[35] Ebd., S. 312.
[36] Ebd., S. 303 passim.
[37] Ebd., S. 323.
[38] Ebd., S. 328.
[39] Ebd., S. 332.
[40] Ebd., S. 334.
[41] Ebd., S. 314 passim.
[42] Ebd., S. 339 passim.
[43] Vgl. Adorno, Theodor W.: Gesellschaft, in: Gesammelte Schriften in 20 Bde. Soziologische Schriften I, Bd. 8, hg. v. Rolf Tiedemann unter Mitwirkung von Gretel Adorno, u.a., Darmstadt 1998, S. 17.












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Meinungssteuerung in Deutschland? Psychologische Kriegführung?




Caspar von Schrenck-Notzing (*1927), konservativer Publizist und ehem. Herausgeber der Zeitschrift Criticón, hat sich schon früh mit den Bestrebungen der USA befaßt, ab 1945 ein Heloten-Deutschland nach amerikanischem Design zu schaffen. Bereits 1965 erschien sein Buch "Charakterwäsche. Die Politik der amerikanischen Umerziehung in Deutschland", das zum Standardwerk wurde. Eine erweiterte und aktualisierte Neuausgabe dieses Buches erschien im Oktober 2004 im Ares Verlag (Verlagstext siehe unten).
Zitat Caspar von Schrenck-Notzing



Charakterwäsche
Die Politik der amerikanischen Umerziehung in Deutschland
Der Einmarsch in Deutschland hätte eigentlich das Ende der psychologischen Kriegführung bringen müssen, denn wenn der militärische Krieg beendet war, dann mußte auch der psychologische aufhören. Doch die Psycho-Krieger waren (wie die Wirtschaftskrieger) der Ansicht, daß der psychologische Krieg (wie der wirtschaftliche) nie zu ende geht. Die Abteilung für psychologische Kriegsführung wurde in Abteilung für Informationskontrolle umgetauft und nahm (weiterhin unter General McClure) ihren Sitz in Bad Homburg, von wo sie im Frühjahr 1946 nach Berlin, dem Sitz des Militärgouverneurs, verlagert wurde. Die Abteilung für Informationskontrolle war eine der Abteilungen der Militärregierung und für den gesamten Bereich der Kultur und des Nachrichtenwesens (mit Ausnahme der Erziehung und Religion) zuständig. [...]



Der Lizenzträger
Der Versuch, durch die Besatzung eine Änderung des deutschen Volkscharakters zu bewirken, bediente sich des Lizenzsystems. Während in der sowjetisch besetzten Zone die Verschiebung der Machtverhältnisse zwischen den sozialen Gruppen (»Klassen«) einen Wechsel in allen Aspekten des Lebens bewirken sollte, glaubte die neo-freudianisch orientierte amerikanische Politik, das gleiche Ziel durch die Besetzung bestimmter Führungspositionen mit ausgewählten Persönlichkeiten erreichen zu können. Wurden damit in Mitteldeutschland Parteien und »Massenorganisationen« als Ausdruck bestimmter Klassen zu Trägern der neuen Ordnung, so lag in Westdeutschland das Schwergewicht auf Einzelpersönlichkeiten, den Lizenzträgern. Beide Systeme hatten ihre Vorteile und Nachteile. Verursachte das kollektive östliche System eine Sinnesänderung großer Massen der Bevölkerung, eine Sinnesänderung, die jedoch vor allem auf der Anerkennung geänderter Machtverhältnisse beruhte und daher verhältnismäßig oberflächlich blieb, so bewirkte das individuelle westliche System zwar nur die Sinnesänderung einzelner, ausschlaggebender Gruppen, dafür aber eine Sinnesänderung, die in die Tiefe drang und »unter die Haut« ging. Die Charakterwäsche war überall dort erfolgreich, wo ein einzelner - als Zeitungsherausgeber, Verleger, Filmunternehmer - eine weittragende Wirkung ausüben konnte, und dort erfolglos, wo - in der Schule, in der Parteipolitik, in der Wirtschaft, der Bundeswehr - das Zusammenwirken vieler erforderlich gewesen wäre. Zwar könnte dagegen eingewendet werden, daß beim Rundfunk nicht nur einzelne Persönlichkeiten lizenziert, sondern ganze, von den Amerikanern zusammengestellte »teams« als »Paket« in die bundesrepublikanischen publizistischen Machtpositionen eingebracht wurden, aber auch hier handelt es sich um wenige hundert Persönlichkeiten. [...]


Die von Morgenthau vorgeschlagene Unterbrechung aller Kommunikationsmedien schlug sich im SHAEF-Gesetz 1019 vom 24.11. 1944 nieder, das in allen drei Westzonen durch das Militärregierungsgesetz 191 (abgeändert am 12. 5. 1945) ersetzt wurde. Das Gesetz verbot die Herstellung von Drucksachen und Filmen, das Aufführen von Musik, das Betreiben von Schaubühnen, Rundfunkstationen usw. Die Nachrichten-Kontrollvorschrift Nr. 1 vom gleichen 12. Mai 1945 erlaubte aufgrund schriftlicher Zulassungen der Militärregierung:



  • a) das Veröffentlichen von Zeitungen, Magazinen, Zeitschriften, Büchern, Plakaten, Broschüren, Musikalien und sonstigen Veröffentlichungen;
  • b) den Betrieb von Nachrichtendiensten, Nachrichten- und Bildagenturen, Rundfunk- und Fernsehstationen oder -einrichtungen, von Drahtsendern, Niederfrequenzübertragungsanlagen;
  • c) die Herstellung von Filmen, Schallplatten und sonstigen Tonaufnahmen, ferner die Vorbereitung und Veranstaltung von Schauspielen, Konzerten, Opern, Jahrmärkten, Zirkus-, Karneval- oder anderen Aufführungen, bei denen Schauspieler oder Musiker mitwirken.



Für die genannten Tätigkeiten wurden Zulassungen mit einem einheitlichen Text erteilt. Für diese Zulassungen setzte sich der amerikanische Sprachgebrauch (licence) durch, man sagte Lizenz. Der in der Zulassungsurkunde Zulassungsinhaber genannte Begünstigte wurde allgemein als »Lizenzträger« bezeichnet. Vielleicht dachte man daran, daß an die Stelle der Hoheitsträger des Dritten Reiches die Lizenzträger der Besatzungsmacht getreten waren, so wie an Stelle der staatlichen Hoheit die besatzungsrechtliche Erlaubnis getreten war.


[...] Nach § 2d der Zulassungsurkunde sollten die Lizenzträger von anderen Personen oder Gruppen unabhängig sein. Es war ihnen also untersagt, als Platzhalter sozialer Gruppen, wie z. B. der Gewerkschaften oder Parteien, aufzutreten. Sie sollten aber auch gegenüber finanziellen Interessen unabhängig sein. Die Betriebsanweisung für die Presse Nr. 1 vom Sommer 1945 bestimmte, daß alle Einnahmen, die nach Abzug der Miete, Gebühren für Nachrichtendienste und besondere Zahlungen für requiriertes Material übrigblieben, persönliches Eigentum der Lizenzträger seien. Diese waren verpflichtet, die Unternehmen nach besten Geschäftsgrundsätzen zu betreiben. Die Lizenzträger wurden also selbständige Unternehmer. Sie unterschieden sich jedoch von anderen Unternehmern durch ihre unbedingte Abhängigkeit von den Offizieren der Nachrichtenkontrolle. § 3 der Zulassungsurkunde bestimmte, daß die Lizenz ohne Kündigungsfrist und ohne Untersuchung rückgängig gemacht werden konnte. »Diese Zulassung wird für keine bestimmte Zeitfrist erteilt und stellt kein Eigentumsrecht dar.« Die Lizenz prämiierte also ein über einige Jahre durchgehaltenes Wohlverhalten, das sich nach den verschiedenen Wendungen der amerikanischen Politik richten mußte. Die Lizenzurkunde war ein Wertpapier, das bei Nichtwohlverhalten nichts, bei Wohlverhalten bis zur Aufhebung des Lizenzzwanges mehrere Millionen DM wert war. Die Aufhebung des Lizenzzwanges machte den Lizenzträger, der bis dahin das Wohlwollen der Nachrichtenkontrolloffiziere nicht verscherzt hatte, zum freien Anteilseigner. Er konnte seine Anteilsrechte verkaufen oder sie weiterbehalten.


Die finanzielle Sicherung der Lizenzträger war eine der vordringlichsten Sorgen der Militärregierung. Langfristige Kredite und Zuschüsse in verschiedenen Formen, die mit der Aufhebung des Lizenzzwanges und der Errichtung der Bundesrepublik keineswegs eingestellt wurden, sollten die Lizenzträger krisenfest machen. Die Wünsche der Lizenzträger waren jedoch anderer Art. Sie wollten die unter amerikanischer Treuhandverwaltung stehenden Druckereien, in denen sie ihre Zeitungen druckten, um einen geringen Reichsmark-Betrag erwerben. [...]


Wenn die Institution der Lizenzträger auch ein Ausdruck des Strebens nach Charakterreform ist, so waren bei der Auswahl der Lizenzträger Einflüsse der Strukturreformer und des Antigermanismus zu bemerken. Die Informationskontrollabteilung der Militärregierung war anfänglich in zwei Distrikt-Nachrichtengruppen (District Information Services Command), die 6871. (Hessen, Württemberg, Bremen) für den westlichen und die 6870. (Bayern) für den östlichen Militärdistrikt, aufgeteilt. Von den beiden Gruppen war die westliche stark kommunistisch infiltriert. Beide Gruppen hatten sich jedoch nach dem Handbuch für die Kontrolle der deutschen Nachrichteneinrichtungen (Manual for the Control of German Information Services) zu richten. Dieses Handbuch schloß folgende Gruppen vom Lizenzempfang aus: Pg's und Personen, die Nazismus oder Militarismus unterstützt hatten, wozu etwa (laut Industriellenverschwörungstheorie) leitende Männer der Wirtschaft gezählt wurden, ehemalige Offiziere, Besitzer von Druckereien, ehemalige Zeitungsverleger, Journalisten, die nach 1935 als Redakteure oder Mitarbeiter in der deutschen Presse tätig waren, »reaktionäre Antinazis« (darunter seien zu verstehen »Großgrundbesitzer mit klingenden aristokratischen Namen und dem Adelsprädikat 'von' oder auch 'von und zu', wie der zählebige preußische oder süddeutsche Tory, dem die Nazis immer nur 'Pöbel', aber wert waren, es auf einen Versuch ankommen zu lassen; der respektable Mann, der angelockt worden war durch die Möglichkeit, Macht und Ruhm zu gewinnen, solange die Nazis Erfolg hatten, sie aber ablehnte, als sie dann versagten, und zu den Unterstützern des Attentats auf Hitler vom 20. Juli 1944 gehörte; der pro-westliche noch mehr als der pro-östliche Sektor der deutschen konservativen Meinung ...« In der Tat war unter den Lizenzträgern nur ein einziger im weitesten Sinne dem nationalen Lager der Weimarer Zeit zuzuzählen, der Lizenzträger Joseph E. Drexel (»Nürnberger Nachrichten«), der als Nationalbolschewist eben dem genannten pro-östlichen Sektor der deutschen konservativen Meinung angehörte. Alle übrigen gehörten entweder der sozialistischen oder liberalen Linken an, oder (das war die Alternative der ersten Nachkriegszeit) der klerikal-föderativen Richtung (Naumann, Kapfinger, Schoeningh).


Es war jedoch nicht nur die politische Vergangenheit und Gruppenzugehörigkeit für die Lizenzerteilung maßgebend. Auch auf die politische Gegenwartseinstellung wurde geachtet. Die loyale Zusammenarbeit mit den »demokratischen« Kräften, vor allem den Sozialdemokraten und Kommunisten, war unabdingbare Voraussetzung für die Lizenzerteilung. Derjenige, der sich 1946 weigerte, mit den Kommunisten zusammenzuarbeiten, kam ebenso wenig für eine Lizenz infrage, wie derjenige, der 1948 darauf beharrte, mit den Kommunisten zusammenzuarbeiten. Doch das Gedächtnis ist ja im 20. Jahrhundert die variabelste aller Größen geworden. Immerhin führten die zahlreichen Gründe für eine Lizenzverweigerung dazu, daß es als eine Meisterleistung eines Informationskontrolloffiziers galt, wenn er einen »bürgerlichen« Lizenzträger auftreiben konnte, der mit seinen sozialistischen und kommunistischen Kollegen zusammen das gewünschte Bild der publizistischen Volksfront abrundete. [...]
Von S. 131-137 der aktualisierten (Taschenbuch-) Ausgabe 1993


[Lizenzträger in Aktion]



Das Wendejahr 1959
Der Durchbruch des Irrationalen auf breiter Front folgte in den Weihnachtstagen 1959. Anlaß war, daß zwei Burschen an die Außenmauer der Kölner Synagoge antisemitische Parolen angeschmiert hatten. Der Vorfall wäre einige Jahre früher mit Seife und Wasser bereinigt worden - jetzt genügte er, um einen Gefühlssturm ohnegleichen zu entfachen. Eine Stampede von Politikern und Verbänden setzte ein, die sich alle von dem Vorfall als erste distanzieren wollten. Die Suche nach Hintermännern begann. Die Bundesregierung stand dem irrationalen Phänomen der anti-antisemitischen Gefühlsausbrüche von Anfang 1960 hilflos gegenüber. Sie führte die Vorfälle auf kommunistische Hintermänner zurück. Sie hatte damit eine Antwort auf die Frage »Cui bono?« zu geben versucht, aber die Träger der Bewegung und die unterschwellige Dialektik, die die irrationalen Einbrüche in die deutsche Politik verbindet, verkannt. Doch der Bundesregierung hatte man vorsichtshalber die Zunge weggeschnitten. Als beredter Sprecher für die verstummte Hüterin der deutschen Interessen fungierte ein Kind der Charakterreformer, die 1949 gegründete Deutsche Presse-Agentur (dpa), aus der satzungsgemäß jeder Regierungseinfluß verbannt war. Die institutionalisierte Umerziehung konnte bei dem An- und Abdrehen von Publizitätskampagnen nach Belieben verfahren und der öffentlichen Interessen spotten.


Die Judenverfolgungen Hitlers hatten in den letzten Kriegsjahren eines der stärksten Argumente für die Durchführung der antigermanischen Maßnahmen gebildet. Die anti-antisemitischen Gefühlsausbrüche (aus denen in größerer Entfernung geschlossen wurde, daß in Deutschland tatsächlich wieder Judenverfolgungen in Gang gekommen wären) weckten alte Erinnerungen und lenkten die Gedanken in die letzten Rooseveltjahre zurück. Je lauter sich die deutsche Öffentlichkeit von den beiden Kölner Schmierern distanzierte, desto weniger wurde ihr abgenommen, daß sich in Deutschland und der Welt etwas geändert habe.


Die Gefühlswelle, die vom Kölner Synagogen-Zwischenfall ausgelöst wurde, ebbte nicht ab. Sie wurde zwar nicht von der Bundesregierung, aber von den Ländern und der Gewalt der Meinung aufgenommen und institutionalisiert. Die »Bewältigung der Vergangenheit«, wie die Gefühlswelle nach ihrer Institutionalisierung hieß, wurde vor allem durch die Ständige Konferenz der Kultusminister gelenkt. Am 11.2.1960 gab die Konferenz neue Richtlinien für die Behandlung der jüngsten Vergangenheit im Geschichtsunterricht heraus. Die politische Bildung auf allen Ebenen wurde forciert. Waren 1949 im Zuge der Ablösung der Strukturreform durch die Gesinnungsreform einige politische Lehrstühle errichtet worden, so wurden jetzt an allen Universitäten und Pädagogischen Hochschulen Lehrstühle für Politische Wissenschaften errichtet. Der Gesinnungsausweis wurde zur wissenschaftlichen Qualifikation...
Von S. 272 f. der aktualisierten (Taschenbuch-) Ausgabe 1993. [Hervorhebungen nicht im Original]


Verlagswerbung für die erweiterte Neuausgabe 2004 mit dem Untertitel "Die Re-education der Deutschen und ihre bleibenden Auswirkungen":
"Die Umerziehung der Deutschen nach 1945 war eines der mentalitätsgeschichtlich prägendsten Ereignisse der Nachkriegszeit. Schrenck-Notzing zeigt minutiös auf, wie die Idee der Reeducation Deutschlands in den USA politisch zustandekam und wer an ihr maßgeblich beteiligt war. Dabei werden auch die internen Kämpfe der Amerikaner um die Nachkriegsordnung in Deutschland eingehend behandelt.


Die Rolle von Psychologie und Pädagogik sowie die Politisierung der Psychoanalyse werden ebenso klar beleuchtet wie die Auswirkungen auf die künftige Elite der Bundesrepublik und letztlich auf die spätere Politik dieses Landes.



So tief drang die Reeducation in das Bewußtsein der Deutschen ein, daß sie diese später auch ohne amerikanische Anleitung aus eigenem Antrieb fortführten, um alle Volksschichten mit ihren Prinzipien zu durchdringen. Daran hatten die von den Alliierten lizenzierten Zeitungen ebenso ihren Anteil wie Parteien oder Universitäten.


Das Buch Schrenck-Notzings übte an der Umerziehung bereits in einer Zeit fundamentale Kritik, als das amerikanische Vorbild für die Bundesrepublik noch als unantastbar galt. Das hat sich heute geändert. Dennoch ist die Frage der Umerziehung in Deutschland eines der letzten politischen Tabuthemen geblieben. Sie rührt an dem Innersten dieser Republik, an der Frage: Wie sind die Deutschen das geworden, was sie heute sind?


Der Autor hat sein bekanntestes, zuletzt bei Ullstein in mehreren Auflagen erschienenes Werk nun erstmals aktualisiert und beschreibt die Auswirkungen bis in die Gegenwart. Dieses Buch wird bleiben, was es ist: ein Standardwerk zur Entstehung und Entwicklung der bundesdeutschen Mentalität, an dem keiner vorbeikommt, der sich mit diesem Thema beschäftigt."
ISBN 3-902475-01-3


Literatur zur alliierten psychologischen Kriegsführung gegen die Deutschen nach 1945
Aus der amtlichen "Direktive ICS 1067 der Vereinigten Stabschefs an den Ober-Kommandierenden der US-Besatzungsmacht in Deutschland", gebilligt von US-Präsident F. D. Roosevelt am 23.3.1945:
"Deutschland wird nicht besetzt werden zum Zweck der Befreiung, sondern als eine besiegte Feindnation."



Grundsätzliches:

  1. Caspar v. Schrenck-Notzing: Charakterwäsche - Die Re-education der Deutschen und ihre bleibenden Auswirkungen. ISBN 3-902475-01-3, Ares Verlag (Graz), Erweiterte Neuausgabe 2004 (Erstveröffentlichung 1965). Das Buch enthält ausführliche weitere Literaturnachweise zum Thema. Leseprobe (Über Meinungssteuerung durch dpa gestern und heute...)
    Josef Schüßlburner: Demokratie-Sonderweg Bundesrepublik. Analyse der Herrschaftsordnung in Deutschland,
    Lindenblatt Media Verlag, 2004 (z. Zt. vergriffen)
    Olaf Rose: Der Hetzer. Lord Vansittart und die antideutsche Propaganda, Tübingen 2004
    Rolf Kosiek: Die Frankfurter Schule und ihre zersetzenden Auswirkungen, ISBN 3-89180-061-4, Tübingen 2001
    Armin Mohler (1920-2003): Der Nasenring. Im Dickicht der Vergangenheitsbewältigung, Verlag Heitz & Höffkes, 1989
    Werner Symanek (Hrsg.): Should we kill the German? [Deutsch], 2006
    Dokumentarisch enthält das Buch auch die deutschen Übersetzungen der wichtigsten Vernichtungspläne gegen Deutschland, z.B. Theodore N. Kaufmans Germany must perish - Deutschland muß vernichtet werden, Louis Nizers What to do with Germany und Earnest Hootens Züchtet den Militarismus aus den Deutschen heraus. Erhältlich beim Kopp-Verlag, http://www.kopp-verlag.de
    Friedrich Grimm: Politische Justiz - Die Krankheit unserer Zeit, Pr. Oldendorf 1974
    Kurt Ziesel: Der deutsche Selbstmord, Recklinghausen 1965
    Rolf Wiggershaus: Die Frankfurter Schule, München 1987, 2. Auflage




Zur Besatzungsgeschichte:

  1. Harald Zink: The United States in Germany 1944-1945, New York 1957
    E. H. Litchfield: Governing Postwar Germany, lthaca 1953
    Carl J. Friedrich: American Experiences in Military Government in World War II, New York 1948
    George S. Wheeler: Die amerikanische Politik in Deutschland (1945-1950), Berlin 1958
    Arthur D. Kahn: Betrayal. Our Occupation of Germany, Warschau 1950
    Cedric Belfrage: Seeds of Destruction. The Truth about the U.S. Occupation of Germany, New York 1954
    Lucius D. Clay: Decision in Germany, Garden City 1950
    Robert Murphy: Diplomat Among Warriors, Garden City 1964
    George N. Shuster: Mein Lebensweg, Frankfurt 1965
    Beate Ruhm von Oppen: Documents on Germany under Occupation 1945-1954, London 1955
    James K. Pollock/James H. Meisel: Germany under Occupation: Illustrative Materials and Documents, Ann Arbor 1947
    Elmar Krautkrämer: Deutsche Geschichte nach dem Zweiten Weltkrieg, Hildesheim 1962
    Theo Stammen: Einigkeit und Recht und Freiheit - Westdeutsche Innenpolitik 1945-1955, 1958
    Christine M. Totten: Deutschland - Soll und Haben, München 1964
    Paul R. Sweet: Friedrich von Gentz - Defender of the Old Order, 1941 (Autor Aktivist der Psychologischen Kriegführung)




Besprechung verschiedener Deutschlandpläne bieten:

  1. Donald F. Lash: "What they Would Do About Germany", in Journal of Modern History, 17. (1945), S. 227 ff.
    Koppel S. Pinson: "On the Future of Germany", in: Menorah Journal, 32/1944, S. 125 ff.
    William Shirer: "They are all guilty, punish them", in: Look, 26.1.1943
    Rex Stout: "We shall hate or we shall die", in: New York Times Magazine, 17.1.1943
    Günter Moltmann: Amerikas Deutschlandpolitik im Zweiten Weltkrieg. Kriegs- und Friedensziele 1941-1945, Heidelberg 1958
    Rolf Schroers: "Die 'Gruppe 47' und die deutsche Nachkriegsliteratur", in Merkur 19/1965
    Saul K. Padover: Experiment in Germany, New York 1946
    Victor Bernstein: Final Judgement, New York 1947
    Julia E. Johnson: The Dilemma of Postwar Germany, New York 1948
    David Levy: New Fields of Psychiatry, New York 1947
    Bertram Schaffner: Fatherland, A Study of Authoritarism in the German Family, New York 1948
    Werner Richter: Reeducating Germany, Chicago 1945
    Marshall Knappen: And Call it Peace, Chicago 1947
    H. Liddell: Education in Occupied Germany, New York 1949
    W. E. Hocking: Experiment in Education: What We Can Learn from Teaching Germany, Chicago 1954
    Alonzo G. Grace: Basic Principles of Educational Reconstruction in Germany, OMGUS 1948, Berchtesgaden
    Herbert Grabert: Das Geschichtsbuch als Umerzieher, Tübingen 1966





Psychologische Kriegführung:

  1. Daniel Lerner (Hrsg.): Propaganda in War and Crisis, New York 1951
    Daniel Lerner: Sykewar, Psychological Warfare against Germany, New York 1949
    Arthur Ponsonby: Absichtliche Lügen in Kriegszeiten, Seeheim 1967
    Hans Thimme: Weltkrieg ohne Waffen. Die Propaganda der Westmächte gegen Deutschland, ihre Wirkung und ihre Abwehr, Verlag Cotta, Stuttgart/Berlin 1932




Lizenzpolitik:

  1. Helmuth Mosberg: Reeducation. Umerziehung und Lizenzpresse im Nachkriegsdeutschland, 1991
    Reinhart Gruner: Lizenzpresse - Auftrag und Ende, Berlin 1962
    Harold Hurwitz: "Die Pressepolitik der Alliierten", in Harry Pross (Hrsg.): Deutsche Presse seit 1945

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